Armee übernimmt Staatskontrolle Tschads Präsident an Front von Rebellen getötet
20.04.2021, 13:49 Uhr
Idriss Déby wurde wahrscheinlich von Rebellen im Norden des Landes tödlich verletzt.
(Foto: REUTERS)
Der Tschad gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Im Norden kämpft das Land gegen Aufständische. Dabei wurde nun der Langzeitherrscher tödlich verletzt. Nach dessen Tod setzt die Armee Regierung und Parlament ab. Sie verspricht freie Wahlen - allerdings erst in eineinhalb Jahren.
Der seit 30 Jahren regierende Präsident des Tschad, Idriss Déby Itno, ist tot. In einer im Staatsfernsehen verlesenen Erklärung der Streitkräfte hieß es, der 68-Jährige sei bei Kämpfen gegen Rebellen verletzt worden und an diesen Verletzungen gestorben. Er sei "bei der Verteidigung der territorialen Integrität auf dem Schlachtfeld" gestorben, als er am Wochenende Regierungstruppen im Norden des Landes im Kampf gegen Aufständische kommandierte.
Wenig später verkündete die Armee die Auflösung des Parlaments und der Regierung. Allerdings versprach ein Militärsprecher im Staatsfernsehen "freie und demokratische" Neuwahlen - allerdings erst nach einer 18-monatigen Übergangsphase. In dieser Zeit soll ein von Débys Sohn geführter Militärrat die Machtübergabe an einen neuen Präsidenten organisieren, erklärte der Armeesprecher. Der 37-jährige Mahamat Idriss Déby Itno ist ein Vier-Sterne-General und Kommandeur der Präsidentengarde. Der Rat werde "die nationale Unabhängigkeit, die territoriale Integrität, die nationale Einheit und den Respekt internationaler Verträge und Abkommen garantieren", sagte der Armeesprecher weiter.
Im Norden des Landes kommt es immer wieder zu Kämpfen. Erst am 11. April, dem Tag der Präsidentschaftswahl im Tschad, hatten Aufständische nach Armeeangaben vom Nachbarstaat Libyen kommend eine neue Offensive gestartet.
Déby war 1990 durch einen Putsch an die Macht gekommen und einer der am längsten regierenden Staatschefs in Afrika. Erst am gestrigen Montag hatte die Wahlkommission des Landes erklärt, Déby habe sich bei der Wahl am 11. April mit knapp 80 Prozent der Stimmen durchgesetzt und gehe damit in seine sechste Amtszeit. Er hatte offiziell zwar mehrere Gegenkandidaten, diese blieben im Wahlkampf aber weitgehend unsichtbar. Proteste wurden im Tschad schon über Monate verboten und von der Polizei unterbunden.
Der zentralafrikanische Tschad gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Nach Angaben der Weltbank leben 42 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze. Auf der internationalen Skala der Entwicklung belegt das Land den drittletzten Platz.
Déby unterstützte die anti-dschihadistischen Einsätze westlicher Alliierter in der Sahel-Region. Die politische Situation in der Sahelzone ist seit Jahren von zunehmender Gewalt und Instabilität geprägt.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa