Gespräche stocken Tsipras: Gläubiger lehnen Hellas-Paket ab
24.06.2015, 12:19 Uhr
(Foto: AP)
Aus Zuversicht wird langsam Ernüchterung: Der jüngste Reform-Vorschlag aus Athen trifft offenbar nicht die Erwartungen der Gläubiger. Das könnte die Verhandlungen deutlich erschweren - im besten Fall.
Der Streit um Finanzhilfen und Reformauflagen für Griechenland spitzt sich zu. Ministerpräsident Alexis Tsipras sagte nach Auskunft eines Regierungsvertreters, dass die Gläubiger die griechische Vorschläge nicht akzeptiert hätten, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Laut einem Regierungssprecher ist der Grund für deren Standpunkt, dass sie entweder keinen Deal wollten oder bestimmten Interessen in Griechenland dienen wollten, sagte er.
Ein EU-Vertreter nannte Renten und Steuern als Hauptstreitpunkte mit Griechenland. Bei den Gesprächen am Vortag habe es nicht viele Fortschritte gegeben. Die Positionen zwischen den Geldgebern und der griechischen Regierung seien noch immer auseinander. Eine Umschuldung sei kein Thema gewesen. Nach übereinstimmenden Berichten der griechischen Presse soll der Internationale Währungsfonds (IWF) zahlreiche Athener Sparvorhaben als Maßnahmen kritisiert haben, die die Rezession förderten.
Derweil haben sich Griechenlands Geldgeber sich in Brüssel zu einer neuen Krisensitzung getroffen. Vor der Zusammenkunft der Euro-Finanzminister beriet sich EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit dem Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, sowie der IWF-Präsidentin, Christine Lagarde. Mit dabei waren auch Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem und der Chef des Euro-Rettungsschirms ESM, Klaus Regling. Dem Vernehmen nach haben sie Athen neue Gegenvorschläge präsentiert, um die Differenzen zu überbrücken.
"Wir haben noch Arbeit vor uns."
Die Geldgeber wollten ihre Positionen noch einmal auf Spitzenebene abstimmen, hieß es. Dijsselbloem sagte unmittelbar vor dem Treffen auf die Frage, ob es eine Einigung gebe: "Wir haben noch Arbeit vor uns." Regling betonte: "Wir arbeiten hart daran." Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras sollte gegen 13.00 Uhr zu dem Treffen stoßen.
Am Abend sollen die Finanzminister der Eurozone bei einem Sondertreffen darüber entscheiden, ob Griechenland kurz vor Ablauf der Frist doch noch die notwendige nächste Tranche an Hilfsgeldern erhält, die das Land zahlungsfähig und damit auch im Euro halten kann.
In Reaktion aus Tsipras Worte fielen die Kurse an den Aktienmärkten in einer schnellen Bewegung deutlich zurück. Im Tagestief rutschte der Dax mit Minus von 1,5 Prozent ab, fing sich dann aber. Auch an der Börse in Athen geht es abwärts mit den Kursen, der dortige Index gibt um 3,6 Prozent nach.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/ rts