Lohnt sich das Aufbleiben? Was kommt wann: So läuft die US-Wahlnacht
05.11.2024, 12:17 Uhr Artikel anhören
Die Fernsehsender werden diesmal extrem vorsichtig sein, wann sie einen Sieger oder eine Siegerin ausrufen.
(Foto: picture alliance / Sipa USA)
Wer in Deutschland bei der US-Präsidentschaftswahl mitfiebern will, muss sich auf eine lange Nacht einstellen - und darauf vorbereitet sein, vielleicht keinen Sieger präsentiert zu bekommen. Die ersten Wahllokale schließen nach mitteleuropäischer Zeit in der Nacht zum Mittwoch um 0 Uhr. Und während aus einigen Bundesstaaten rasch Ergebnisse kommen werden, könnten sich die Auszählungen in den besonders umkämpften, entscheidenden Staaten unter anderem wegen der Briefwahlstimmen hinziehen.
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Wie läuft die Wahl ab?
Die Wähler geben in den 50 Bundesstaaten und im Hauptstadtbezirk Washington DC ihre Stimmen für die Kandidaten Kamala Harris oder Donald Trump ab. Sie entscheiden damit zunächst über die Wahlleute, die dann im Dezember den Präsidenten wählen. Insgesamt gibt es im sogenannten Electoral College 538 Wahlleute, für einen Sieg braucht ein Kandidat oder eine Kandidatin mindestens 270. Wie viele Wahlleute ein Staat hat, hängt von seiner Bevölkerungsgröße ab. In fast allen Staaten gilt die Regel, dass der dortige Sieger alle Wahlleute zugeteilt bekommt.
Auf welche Bundesstaaten ist besonders zu achten?
In rund zwei Dritteln aller Bundesstaaten haben Trump oder Harris einen so großen Umfragevorsprung, dass der Gewinner dort so gut wie feststeht. So wird Harris zweifellos die Demokraten-Hochburgen Kalifornien, New York und Massachusetts gewinnen, Trump dagegen Republikaner-Bastionen wie Wyoming, Oklahoma und Arkansas.
Die Aufmerksamkeit konzentriert sich deswegen auf jene Staaten, in denen beide Kandidaten eine realistische Siegeschance sehen. Und innerhalb dieser Gruppe sogenannter Swing States stehen jene mit vielen Wahlleuten besonders im Fokus.
Pennsylvania im Nordosten der USA gilt mit seinen 19 Wahlleuten als ein Staat, den ein Kandidat für einen Gesamtsieg unbedingt gewinnen muss - umgekehrt bedeutet eine Niederlage dort, dass es sehr schwer wird, den Rückstand wieder aufzuholen. Die weiteren sechs wichtigen Swing States sind North Carolina (16 Wahlleute), Georgia (16), Michigan (15), Wisconsin (10) sowie im Westen Arizona (11) und Nevada (6).
Wann kommen die Ergebnisse?
Ab Schließung aller Wahllokale im jeweiligen Bundesstaat veröffentlichen die großen US-Fernsehsender ihre Prognosen. Sie stützen sich dabei auf Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe, erste Stimmauszählungen in den Wahllokalen und telefonische Umfragen.
Da sehr viele US-Bürger - mehr als 82 Millionen - vorzeitig ihre Stimme abgegeben haben, sind Wählerbefragungen vor dem Wahllokal weniger aussagekräftig als früher. Zudem dauert die Auszählung von Briefwahlbögen länger als die Auszählung von im Wahllokal abgegebenen Stimmen.
2020 hatte es in Pennsylvania vier Tage gedauert, bis das Ergebnis dort ausgezählt war und Joe Biden als Wahlsieger feststand. Allerdings hatte es vor vier Jahren wegen der Corona-Pandemie auch eine Rekordzahl an Briefwahlstimmen gegeben.
In diesem Jahr haben in Pennsylvania weniger Stimmberechtigte Briefwahlunterlagen beantragt - und die Wahlhelfer haben nach 2020 etwas mehr Routine. Das Ergebnis aus Pennsylvania dürfte angesichts des erwarteten knappen Ausgangs also nicht unmittelbar nach Schließung der Wahllokale feststehen (20 Uhr Ortszeit; 2 Uhr MEZ), aber wohl nicht so lange auf sich warten lassen wie 2020.
Die Fernsehsender werden extrem vorsichtig sein, wann sie in einem Swing State mit engem Rennen einen Sieger ausrufen - und wann den Gesamtsieger der Präsidentschaftswahl. Nur bei einem sehr klaren Wahlausgang könnte das noch in der Wahlnacht passieren.
Wie geht es nach der Wahl weiter?
Zur Unsicherheit trägt die Aussicht auf eine Justizschlacht bei, bei der beide Kandidaten den Wahlausgang anfechten könnten. Schon jetzt hat das Lager der Republikaner mehr als 130 Beschwerden gegen das Wahlprozedere eingereicht. Bei der Wahl im Jahr 2000 wurde der Streit um das extrem knappe Ergebnis erst einen Monat nach der Wahl vom Obersten Gerichtshof entschieden.
Ansonsten steht der Fahrplan fest: Am 17. Dezember sollen die Wahlleute ihre Stimme abgeben. Am 6. Januar soll der US-Kongress diese Stimmen auszählen und bestätigen. Am 20. Januar soll die Wahlsiegerin oder der Wahlsieger als Präsidentin oder Präsident vereidigt werden.
Quelle: ntv.de, chl/AFP