"Gewisse Operation" läuft Ukraine-Kommandeure harren offenbar im Stahlwerk aus
20.05.2022, 08:21 Uhr
Der Vize-Kommandeur des Regiments Asow, Swjatoslaw Palamar, meldete sich nach eigenen Angaben aus dem Stahlwerk in Mariupol.
(Foto: Screenshot)
Mehr als 1700 ukrainische Bewaffnete, die lange Zeit im Stahlwerk Asowstal in Mariupol durchhielten, ergeben sich nach russischen Angaben in dieser Woche. Doch eine entscheidende Gruppe leistet nach eigenen Angaben weiterhin Widerstand.
Die Befehlshaber des letzten militärischen Widerstands der Ukraine in Mariupol befinden sich nach eigenen Angaben immer noch im Stahlwerk Asowstal. Ukrainische Medien verbreiteten ein Video, in dem der Vize-Kommandeur des Regiments Asow, Swjatoslaw Palamar, zu sehen ist. "Ich und das Kommando sind auf dem Werkgelände von Asowstal. Es läuft eine gewisse Operation, zu deren Details ich nichts sagen werde. Wir danken der ganzen Welt, danken der Ukraine", sagte Palamar.
In ukrainischen Medien stieß das Video auf breite Resonanz. Russische Nachrichtenseiten berichteten hingegen, dass sich Palamar in Gefangenschaft begeben habe. Nach russischen Angaben haben sich seit Wochenbeginn 1730 ukrainische Bewaffnete ergeben, die sich in den verzweigten Bunkern unter dem Stahlwerk versteckt hatten. Sie seien in Kriegsgefangenschaft genommen worden.
Das Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlichte ein Video, auf dem zu sehen ist, wie ukrainische Soldaten, die sich offenbar ergeben haben, den Industriekomplex verlassen. Manche von ihnen sind sichtlich verletzt, einige gehen auf Krücken. Kiew hofft auf einen Gefangenenaustausch. Russische Behörden haben aber mehrfach betont, dass zumindest ein Teil der Gefangenen nicht als Soldaten, sondern als Neonazi-Kämpfer angesehen werde.
Die USA erklärten, sie würden Russlands Umgang mit den Soldaten genau beobachten. "Wir erwarten, dass alle Kriegsgefangenen in Übereinstimmung mit der Genfer Konvention und dem Kriegsrecht behandelt werden", sagte Pentagon-Sprecher John Kirby.
Im April hatte der Kreml nach wochenlanger Belagerung erklärt, die Kontrolle über Mariupol übernommen zu haben. Allerdings hatten sich ukrainische Soldaten im Tunnelsystem unter dem riesigen Industriekomplex des Asow-Stahlwerks verschanzt, sie wurden dort von russischen Truppen belagert. Die vollständige Einnahme Mariupols wäre für Moskau ein strategischer Erfolg. Dem ukrainischen Generalstab zufolge hat der erbitterte Widerstand in der Hafenstadt den Vormarsch der russischen Streitkräfte auf die Großstadt Saporischschja, die sich nach wie vor in ukrainischer Hand befindet, entscheidend verlangsamt.
Quelle: ntv.de, chl/dpa/AFP