Politik

Kulturkampf im besetzten Gebiet Der Kreml forciert die Russifizierung

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Mit der russischen Flagge soll in den besetzten Gebieten auch die russische Kultur einziehen, was unter anderem heißt: Die ukrainische Kultur muss ausgelöscht werden.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Die Russen führen in der Ukraine nicht nur einen militärischen Kampf. Auch die eigenständige Kultur des Landes ist dem Kreml ein Dorn im Auge, gegen die die Besatzer massiv vorgehen. Berichten zufolge werden Lehrer verfolgt, Straßen umbenannt, Bücher verbrannt - und Pseudowahlen angesetzt.

Mit Wahlen in den besetzten ukrainischen Gebieten will Russland nach britischer Einschätzung die Regionen als festen Bestandteil der Russischen Föderation präsentieren. "Dies folgt auf fortdauernde Versuche, die besetzten Gegenden zu 'russifizieren', das beinhaltet die Überarbeitung von Bildung, Kommunikation und Transportsystemen", teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit.

Die Führung in Moskau werde das "sich selbst bestätigende Argument" anführen, dass Neuwahlen die Besatzung rechtfertigen. Die Vorsitzende des russischen Föderationsrats, Valentina Matwijenko, hatte kürzlich angekündigt, dass die Vorbereitungen für die Wahlen bereits liefen. Nach britischen Angaben sind diese vorgeblichen Abstimmungen für den 10. September geplant und sollen damit am selben Tag stattfinden wie in den russischen Regionen. Das britische Ministerium betonte, in Russland stünde auch bei Wahlen auf regionaler Ebene "keine sinnvolle demokratische" Auswahl zur Verfügung.

Die Russifizierung zeigt sich auch täglich in den russisch besetzten Gebieten. Wie das "Nationale Widerstandszentrum" berichtet, wurden in der Stadt Rowenky im Gebiet Luhansk zahlreiche ukrainische Bücher von russischen Besatzern zerstört. Dem Bericht zufolge werden Bücher aus öffentlichen Bibliotheken beschlagnahmt und in großen Mengen in örtlichen Heizungsräumen verbrannt. Laut dem "Nationalen Widerstandszentrum" begründen die Russen ihre Aktionen offenbar mit der Notwendigkeit, "Nazi-Literatur" zu entfernen.

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Lehrer verfolgt, Straßen umbenannt

Auch im russisch besetzten Melitopol gehen die Russen gegen jede Art von ukrainischer Kultur vor. "Kyiv Independent" berichtet, dass russische Besatzungstruppen die Wohnungen von Lehrern durchsuchten und elektronische Geräte konfiszierten. Die Russen hätten "Angst, dass diejenigen, die sich in den besetzten Gebieten aufhalten, Online-Unterricht nach dem ukrainischen Lehrplan erteilen. Sie zwingen unsere Pädagogen, in die besetzten Schulen zu kommen und die Kinder nach dem russischen Lehrplan zu unterrichten", erklärte demnach Fedorow. "Die Besatzer drohen Schülern und ihren Eltern mit Deportation, wenn sie weiterhin online nach dem ukrainischen Lehrplan lernen", so Fedorow auf Telegram.

Ihm zufolge sind nur 10 der 22 Schulen geöffnet, und von den insgesamt 2900 Mitarbeitern der Bildungsabteilung in Melitopol haben sich weniger als 300 bereit erklärt, mit den russischen Streitkräften zusammenzuarbeiten. Nicht ein einziger Direktor einer Schule oder eines Kindergartens habe sich zur Zusammenarbeit bereit erklärt, so der Bürgermeister weiter.

Laut Fedorow haben die russischen Streitkräfte in Melitopol auch 86 nach ukrainischen Persönlichkeiten benannte Straßen umbenannt. Stattdessen trügen sie nun die Namen russischer und sowjetischer Persönlichkeiten. Berichten zufolge haben die russischen Streitkräfte auch ein dem berühmten ukrainischen Dichter Taras Schewtschenko gewidmetes Denkmal abgebaut.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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