Nach Rückzug russischer Truppen Ukraine: Kinder-Folterkammer in Cherson entdeckt
16.12.2022, 15:54 Uhr (aktualisiert)
Seit dem Abzug der Kreml-Truppen aus der Stadt Cherson prangert Kiew immer wieder russische Kriegsverbrechen und Gräueltaten in der Region an. Nun entdecken Ermittler nach ukrainischen Angaben ein Zimmer, in dem Kinder gefoltert wurden.
In der kürzlich befreiten Stadt Cherson sind ukrainischen Angaben zufolge unter russischer Besetzung auch Kinder misshandelt worden. "Wir haben in der Region Cherson zehn Folterkammern gefunden, vier davon in der Stadt Cherson", berichtet Dmytro Lubinets, der Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments. "In einer der Folterkammern fanden wir einen separaten Raum, eine Zelle, in der Kinder festgehalten wurden, selbst die Besatzer nannten sie so, eine Kinderzelle."
Die Zelle unterscheide sich von den angrenzenden Räumen nur dadurch, dass die Besatzer dünne Matten auf den Boden gelegt hätten. "Wir haben dokumentiert, dass die Kinder kein Wasser bekamen, sie bekamen nur jeden zweiten Tag Wasser. Sie bekamen praktisch nichts zu essen." Es sei psychologischer Druck auf die Kinder ausgeübt worden. "Sie sagten ihnen, ihre Eltern hätten sie verlassen und würden nicht zurückkehren." Lubinets Aussagen konnten bislang nicht unabhängig überprüft werden.
Bereits Ende November meldeten ukrainische Ermittler die Entdeckung von vier von den russischen Besatzern genutzten Folterstätten. Sie hätten insgesamt vier Gebäude ausgemacht, in denen die "russischen Besatzer Menschen illegal festgehalten und brutal gefoltert" hätten, teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew mit.
Demnach richteten die russischen Streitkräfte während ihrer achtmonatigen Besatzung Chersons in vorherigen Haftzentren und Polizeiwachen "Pseudo-Strafverfolgungsbehörden" ein. Dort seien "Teile von Gummiknüppeln, ein Holzschläger, ein Gerät zum Erzeugen von Stromschlägen sowie eine Glühlampe und Kugeln sichergestellt" worden.
Seit der Befreiung der Stadt Cherson durch die ukrainischen Streitkräfte am 11. November hat Kiew wiederholt russische Kriegsverbrechen und Gräueltaten in der Region angeprangert. Russland bestreitet die Misshandlung von Zivilisten.
(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 15. Dezember 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, jpe/rts/AFP