Russland meldet Abschuss Ukraine entsendet Kommandoeinheiten hinter feindliche Linien von Pokrowsk
01.11.2025, 13:41 Uhr Artikel anhören
Ein Standbild aus einem Video, das von einer ukrainischen Militärquelle zur Verfügung gestellt wurde, zeigt, wie ein Hubschrauber ukrainische Truppen in Pokrowsk absetzt.
Seit vielen Monaten tobt ein erbitterter Kampf um Pokrowsk. Um die Lage zu stabilisieren, entsendet die Ukraine Spezialeinheiten in die wichtige Stadt im Donbass. Das russische Militär behauptet: Der Hubschrauber mit den Elitesoldaten wurde abgeschossen.
Mit Spezialkräften hinter den russischen Linien versucht die Ukraine offenbar, den Fall der bedrängten Stadt Pokrowsk aufzuhalten. Ein Kommandotrupp sei mit dem Black-Hawk-Hubschrauber abgesetzt worden, um die Nachschublinien nach Pokrowsk und Myrnohrad freizukämpfen, berichten ukrainische Medien unter Berufung auf Quellen im Militärgeheimdienst HUR. Geheimdienstchef Kyrylo Budanow sei persönlich an der Front, um die Aktion zu befehligen, meldet der Rundfunksender Suspilne.
Das russische Verteidigungsministerium in Moskau bestätigt in einem aktuellen Lagebericht den Angriff der Ukrainer. Die Aktion sei vereitelt worden, heißt es. Der Hubschrauber sei auf dem Flug nach Pokrowsk abgeschossen worden, heißt es. "Alle elf Personen an Bord des Hubschraubers wurden vernichtet."
Dies wiederum wurde von Quellen im HUR in Kiew dementiert. Der Einsatz gehe weiter. Mehreren Medien wurde ein Video der Landung zugespielt, das einen intakten Hubschrauber mutmaßlich kurz nach einer Landung zeigt, aber keine klaren Rückschlüsse auf die Lage zulässt.
Pokrowsk ist seit Monaten heftig umkämpft. Die Stadt ist ein strategisch wichtiges Ziel für den russischen Plan, die ostukrainische Region Donezk nach jahrelangen Kämpfen vollständig einzunehmen. Berichten zufolge ist die ukrainische Armee der russischen personell im Bereich eins zu acht oder auch eins zu zehn unterlegen. Von der Führung in Moskau heißt es, die russischen Truppen hätten die ukrainischen Einheiten eingekesselt.
Russland drängt von Süden her vor
Der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj widerspricht dieser Darstellung. "Die Situation ist komplex, aber die Behauptungen der russischen Propaganda, dass die Verteidigungskräfte der Ukraine in Pokrowsk (...) "blockiert" seien, entsprechen nicht der Realität", schrieb Syrskyj nach einem Besuch der Front auf Facebook.
Zuletzt konnten russische Einheiten nach mehr als einem Jahr andauernder Angriffe von Süden aus in die Bergbaustadt eindringen. Der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow sagte bei einer Sitzung unter Leitung von Kremlchef Wladimir Putin, die ukrainischen Truppen in Pokrowsk seien von Verstärkung abgeschnitten. Militärbeobachter auch auf russischer Seite verzeichnen bisher keine Umzingelung.
"Wir arbeiten daran, die Verteidigungsfähigkeit im Raum Pokrowsk zu stärken", schrieb Syrskyj. Er erteilte mehrere Befehle. Dazu gehörte, die Versorgungs- und Evakuierungswege zu sichern. "Oberste Priorität hat jedoch die Rettung des Lebens unserer Soldaten."
Räumung erst in letzter Minute
"Man sollte aus 'Russland in Pokrowsk' nicht schließen, dass Russland schnell gewinnt oder irgendetwas anderes erreicht", schriebt zuletzt der Militärexperte Nico Lange auf X. "Erste Berichte, dass Pokrowsk fallen würde, kursierten bereits im November/Dezember 2024. Es sind noch viele weitere Monate sehr kostspieliger Kämpfe für Russland um Ruinen möglich."
Angefangen in Bachmut 2023 hat die ukrainische Armee mit Syrskyj mehrmals auf die Taktik gesetzt, gefährdete Städte erst im letzten Moment zu räumen. So sollen sich die russischen Truppen bei ihren Angriffen abnutzen. Dies birgt indes jedes Mal das Risiko hoher eigener Verluste.
Quelle: ntv.de, chr/rts/dpa