Moskau spricht von "Terrorakt" Ukraine nimmt Krim unter ATACMS-Beschuss
24.06.2024, 03:35 Uhr Artikel anhören
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden gerät die russisch besetzte Halbinsel Krim unter Raketenfeuer. Moskau gibt den USA eine Mitschuld für die Toten und Verletzten nach dem Beschuss mit ATACMS. Kiew und Washington kommentieren den Angriff nicht.
Die Ukraine hat in der Nacht erneut Ziele auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim mit Raketen angegriffen. In der Hafenstadt Jewpatorija habe es mehrere Explosionen gegeben, berichtete die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform in der Nacht zum Montag. Auch die Behörden der Hafenstadt Sewastopol gaben - im Gegensatz zu den Angriffen am Tag - Luftalarm. Die Folgen der Angriffe sind unklar. Mehrere Medien veröffentlichten Videos und Bilder von Bränden. Berichte über angeblich getroffene militärische Anlagen wurden allerdings bislang weder von der ukrainischen noch von der russischen Seite bestätigt.
Die Krim dient der russischen Armee als wichtiges Aufmarschgebiet für ihren Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zudem beherbergt die bereits 2014 von Moskau annektierte Halbinsel die russische Schwarzmeerflotte und eine Reihe von Stützpunkten, von wo aus die russische Luftwaffe Angriffe gegen die Ukraine fliegt. Die Krim ist daher in den letzten Monaten verstärkt zum Ziel auch ukrainischer Attacken geworden.
Moskau gibt USA die Schuld
Erst am Sonntag war die Hafenstadt Sewastopol mit Raketen angegriffen worden. Eine von der russischen Flugabwehr abgefangene Rakete explodierte über einem der Stadtstrände. Russland gab den USA eine Mitverantwortung für den Angriff. "Die Verantwortung für den vorsätzlichen Raketenangriff auf Zivilisten in Sewastopol liegt in erster Linie bei Washington, das die Waffen an die Ukraine geliefert hat", teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Kiew habe bei seinem Beschuss auf die Schwarzmeerstadt ATACMS-Raketen aus US-Produktion eingesetzt.
Vier Menschen, darunter zwei Kinder, seien bei dem Angriff getötet worden, erklärte der von Moskau eingesetzte Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, im Onlinekanal Telegram. Zuvor hatte er von fünf Toten gesprochen. 151 Menschen wurden laut Raswoschajew verletzt, 82 seien ins Krankenhaus eingeliefert worden. Präsident Wladimir Putin habe ihm telefonisch sein Beileid ausgesprochen.
Das russische Verteidigungsministerium, das zunächst den Abschuss aller ukrainischen Raketen für sich in Anspruch genommen hatte und die Explosion am Strand mit der von der Flugabwehr herbeigeführten Kursänderung einer Rakete erklärte, widerrief diese Aussage später. Stattdessen seien nur vier der fünf Raketen abgefangen worden, die fünfte hätten die Ukrainer bewusst über dem Strand explodieren lassen. Das Militär in Moskau kündigte Vergeltung an.
Frau beim Schwimmen getötet
Von russischen Medien veröffentlichte Videos zeigen Menschen an einem Strand, die nach Explosionen die Flucht ergreifen. Die Echtheit der Aufnahmen ließ sich zunächst nicht überprüfen. Augenzeugen berichteten im Nachrichtenkanal ChP Sewastopol, eine ältere Frau sei beim Schwimmen im Meer tödlich getroffen worden.
Die Flugdaten für die eingesetzten ATACMS-Raketen würden "von US-Spezialisten auf der Grundlage von Daten der US-Satellitenaufklärung" eingegeben, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. "Solche Aktionen werden nicht unbeantwortet bleiben", hieß es weiter. Das russische Ermittlungskomitee teilte mit, es habe eine Untersuchung wegen eines "Terrorakts" eingeleitet.
Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP