Politik

Zweites Massengrab bei Isjum? Ukrainer stoßen auf zehn russische Folterräume

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Nach der Flucht der russischen Truppen aus der Region Charkiw dokumentieren ukrainische Behörden grausige Geschehnisse während der Besatzung. Die Polizei berichtet von zehn Folterkammern. Im Wald um Isjum stoßen die Einwohner auf ein mögliches zweites Massengrab.

In von Russland zurückeroberten Gebieten im Nordosten der Ukraine sind nach Angaben der ukrainischen Polizei mindestens "zehn Folterräume" entdeckt worden. "Bis zum heutigen Tag kann ich von mindestens zehn Folterräumen in Orten der Region Charkiw sprechen", sagte der nationale Polizeichef Igor Klymenko nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. Allein zwei seien in der kleinen Stadt Balaklija entdeckt worden.

Die Behörden hätten in 204 Fällen Ermittlungen wegen möglicher Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte in der vergangenen Woche eingeleitet, fügte Klymenko hinzu. Der russischen Armee wird seit Monaten vorgeworfen, in den besetzten Gebieten in der Ukraine Kriegsverbrechen begangen zu haben.

200 Holzkreuze im Wald

In der zurückeroberten Stadt Isjum im Nordosten der Ukraine sind Augenzeugen zufolge rund 200 Holzkreuze entdeckt worden, die auf ein zweites Massengrab hindeuten könnten. Es sei mit der Exhumierung von Toten begonnen worden, rund 20 weiße Leichensäcke seien zu sehen. Die Holzkreuze befinden sich den Angaben zufolge am Rande eines Friedhofs im Nordwesten von Isjum.

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Zuvor hatten ukrainische Behörden von einem Areal mit rund 450 Gräbern gesprochen. "Das ist nur eine der Massengrabstätten, die in der Nähe von Isjum gefunden wurden", sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak. In den russisch besetzten Gebieten habe es monatelang "Terror, Gewalt, Folter und Massenmorde" gegeben. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichteten von hunderten Gräbern in einem Wald nahe Isjum.

Am Donnerstagabend hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von der Entdeckung eines "Massengrabs" in Isjum gesprochen, ohne allerdings Einzelheiten zu nennen. Der Regionalpolizeichef sagte dem Fernsehsender Sky News, es handle sich um eine Grabstätte mit etwa 440 Leichen. Einige der Verstorbenen seien durch Schüsse getötet worden, andere seien während der Bombardierungen gestorben.

Quelle: ntv.de, mau/AFP

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