Anstatt zu kapitulieren Umzingelte Ukrainer befehlen Artilleriefeuer auf eigene Position
21.10.2024, 19:35 Uhr Artikel anhören
Angehörige der 36. Marinebrigade im Sommer 2022 in der Region Saporischschja.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Neun ukrainische Soldaten werden bei einem Gefecht laut Angaben ihrer Einheit von Russen eingekreist. Doch anstatt zu kapitulieren, fordern die Eingeschlossenen Artillerie auf ihre eigene Stellung an. Das Hauptquartier der Einheit befürchtet nach dem Feuerschlag das Schlimmste, doch erlebt eine Überraschung.
Eine Gruppe Soldaten der 36. ukrainischen Marinebrigade hat laut ukrainischen Angaben in einem scheinbar aussichtslosen Gefecht den Einsatz von Artillerie auf die eigene Position befohlen. Wie die Aufklärungseinheit Khorne Group und die 36. Brigade auf Telegram meldeten, ereignete sich der Vorfall nahe der Ortschaft Ljubimowka in der Region Kursk. Demnach bezogen neun Marinesoldaten dort als Nachhut eine Stellung, um die Evakuierung verwundeter Kameraden zu sichern. Dabei sei die Gruppe von russischen Soldaten umzingelt worden.
Den Angaben zufolge hätten sich die Männer allerdings geweigert, zu kapitulieren und stattdessen das Hauptquartier gebeten, die eigene Position unter Feuer zu nehmen. "Sie beschlossen, einen hohen Preis zu zahlen und riefen die gesamte Artillerie in der Nähe in ihre Position, um sie endgültig in Rauch aufgehen zu lassen und nicht zu kapitulieren", schrieb die Brigade auf Telegram zu einem Drohnenvideo, das den Einsatz zeigen soll. "Es wurde alles eingesetzt: Streumunition, hochexplosive Munition und Luftangriffe."
Im Hauptquartier habe man damit gerechnet, dass die Soldaten ums Leben gekommen seien, nachdem das Gebäude, in dem sich die Gruppe verschanzt hatte, nach einem Volltreffer Feuer fing. Doch am darauffolgenden Abend seien die neun Soldaten aus den Ruinen des Gebäudes geklettert und hätten bei ihrem Rückzug zu den eigenen Linien weitere ukrainische Verwundete eingesammelt. Mehrere russische Soldaten sollen durch den Artillerieschlag getötet worden sein. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Wann sich das Gefecht abgespielt haben soll, ist unklar. Eine Überprüfung der Drohnenaufnahme durch das Verifizierungsteam von RTL/ ntv kommt zu dem Schluss, dass das Video tatsächlich nahe dem Dorf Ljubimowka entstand. Die 36. Marinebrigade wurde 2015 aufgestellt und verteidigte zu Beginn der großangelegten russischen Invasion im Frühjahr 2022 die Hafenstadt Mariupol, wo der Verband größtenteils aufgerieben wurde. Noch im selben Jahr nahm die Einheit an den erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensiven in den Regionen Cherson und Charkiw teil. Im vergangenen Jahr kämpfte die Brigade in der Region Saporischschja. Seit August nehmen Elemente des Verbands an der Offensive in der russischen Region Kursk teil.
Quelle: ntv.de, jpe