Von Sicherheitskräften belagert Vater von Mahsa Amini unter Hausarrest gestellt
16.09.2023, 13:19 Uhr Artikel anhören
Die junge Kurdin Mahsa Amini war am 16. September 2022 nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei in Teheran gestorben - ihr Tod löste weltweit Proteste aus.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Ein Jahr nach dem Tod der Kurdin Mahsa Amini versuchen Behörden im Iran, neue Proteste und Gedenkfeiern zu verhindern. Das Haus der Familie wird offenbar von Sicherheitskräften umstellt, der Vater der jungen Frau muss sich laut Exilmedien einem Verhör unterziehen - sein Haus darf er nicht verlassen.
Der Vater von Jina Mahsa Amini ist im Iran laut Menschenrechtsaktivisten am ersten Todestag der Protestikone festgenommen worden. Er habe am Samstag gerade aus dem Haus gehen wollen, als ihn Einheiten der Revolutionsgarden (IRGC) festsetzten, berichtete die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw auf Telegram. Iranischen Exilmedien zufolge wurde er daraufhin von den Behörden vorgeladen und verwarnt. Nun dürfe er sein Haus nicht mehr verlassen. "Amdschad Amini steht unter Hausarrest. Sicherheitskräfte hindern ihn daran, das Grab seiner Tochter zu besuchen", berichtete die Organisation Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Norwegen.
An diesem Samstag jährt sich erstmals der Tod Aminis, der im Herbst 2022 die schwersten Aufstände im Iran seit Jahrzehnten ausgelöst hatte. Islamische Sittenwächter hatten die 22-Jährige wegen eines angeblich nicht richtig getragenen Kopftuchs festgenommen. Was genau danach geschah, ist bis heute ungeklärt - letztlich fiel die junge Frau ins Koma und starb in einem Krankenhaus.
Aminis Eltern äußerten früh Zweifel an der staatlichen Darstellung, ihre Tochter sei infolge einer Erkrankung gestorben. Sie gaben lokalen und internationalen Medien zahlreiche Interviews und gerieten somit ins Fadenkreuz der Justiz. Zu Aminis Beerdigung strömten damals Tausende Menschen. Ausgehend von den Kurdenregionen verbreiteten sich die Proteste wie ein Lauffeuer.
Bewaffnete Männer in Kampfmontur postiert
Um neue Proteste und Gedenkfeiern für die junge Frau zu verhindern, sollen die Behörden im Iran nach Berichten von Aktivisten zahlreiche Sicherheitskräfte rund um das Haus von Aminis Familie in dem westiranischen Ort Sakes postiert haben, wie die Organisation Hengaw meldete.
Von Hengaw im Onlinedienst X, vormals Twitter, veröffentlichte Fotos zeigen bewaffnete Männer in Kampfmontur in den Straßen der Stadt sowie aus Solidarität mit Amini geschlossene Geschäfte in Sakes, Sanandadsch und anderen Städten der Kurdenprovinz im Westen des Iran.
Quelle: ntv.de, can/dpa/AFP