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Nutzt Russland geächtete Waffen? Video lässt Einsatz von Vakuumbomben vermuten

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Ein Video auf Twitter legt nahe, dass Russland im Kampf um  Lyman Vakuumbomben eingesetzt hat.

Ein Video auf Twitter legt nahe, dass Russland im Kampf um Lyman Vakuumbomben eingesetzt hat.

(Foto: Screenshot)

Die umgangssprachlich als Vakuumbomben bezeichneten thermobaren Waffen sind international geächtet. Ein Video soll jetzt erneut zeigen, wie Russland im Kampf um die Stadt Lyman diese zweifach tödlichen Bomben einsetzt.

Ob Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine thermobare Waffen einsetzt, war bis dato nie so ganz geklärt. Nun soll ein Video in den sozialen Netzwerken zeigen, wie diese sogenannten Vakuumbomben im Ort Lyman in der Region um Luhansk einschlagen.

Die thermobaren Waffen sind nicht umsonst international geächtet. Grob betrachtet gleicht das umgangssprachlich als Vakuumbombe bezeichnete System einem Molotowcocktail mit einem zusätzlichen Sprengsatz. Auch bei der Thermo-Bombe gibt es einen Körper, der mit einer brennbaren Flüssigkeit und einer relativ kleinen Sprengladung gefüllt ist. Beim Aufschlag der Bombe sorgt die Sprengladung dafür, dass die brennbare Flüssigkeit in einer mächtigen Aerosol-Wolke in die Luft schleudert.

Da die entstehende Aerosol-Wolke zudem in einer mächtigen Verpuffung die Luft wegdrückt, entsteht eine Druckwelle, die Fahrzeuge und Gebäude zerstört. Menschen und andere Lebewesen in dieser Druckwelle ersticken. Wenn die durch die Explosion verdrängte Luft dann aber schlagartig durch den entstehenden Unterdruck zurückkehrt, reißt sie nicht nur die brennenden Aerosol-Tröpfchen mit. Alles, was im Rahmen der Druckwelle bewegt wurde, wie zum Beispiel Fenster, Türen, Dachziegel et cetera, werden zurückgeschleudert.

Der doppelte Tod

Das russische Raketenwerfersystem TOS-1 ist in der Lage, thermobare Sprengsätze zu verschießen.

Das russische Raketenwerfersystem TOS-1 ist in der Lage, thermobare Sprengsätze zu verschießen.

(Foto: dpa)

Das Perverse ist, dass die nach der Explosion zurückströmende Luft sich jede mögliche Öffnung sucht und sofern auch in der Lage ist, in schützende Kellerräume als Feuerwolke einzudringen. Wer also die erste Druckwelle überlebt hat, der wird um Luft ringend, die extrem heiße Luft oder gar die brennenden Aerosole einatmen. Die Vakuumbombe tötet also genau genommen zweimal.

Die Geschichte der russischen Vakuumbomben reicht bis in das Jahr 1980 zurück. In diesem Jahr wurde das Raketenwerfersystem TOS-1 entwickelt, das die Möglichkeit hat, Raketen mit thermobaren Sprengköpfen zu verschießen. Eingesetzt wurden die Waffen bis jetzt im sowjetisch-afghanischen Krieg, im Zweiten Tschetschenienkrieg, bei der Schlacht um Mossul gegen die Stellungen der IS oder auch im syrischen Bürgerkrieg.

Im Jahr 2007 soll Russland eine sieben Tonnen schwere thermobare Bombe mit dem inoffiziellen Namen "Vater aller Bomben" (Папа всех бомб) getestet haben. Die Sprengkraft wurde seinerzeit mit 44 Tonnen angegeben, was sie tatsächlich zur stärksten konventionellen Bombe der Welt gemacht hätte.

Sollte Russland tatsächlich in der Ukraine Vakuumbomben eingesetzt haben, dann wäre das ein Kriegsverbrechen. Zwar ist der Besitz dieser Waffen international nicht verboten, aber der Einsatz in besiedelten Gebieten gilt als Kriegsverbrechen, weil diese Bomben die oben beschriebene Flächenwirkung entfalten. Die Ukraine hätte das Recht, Russland vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag für den Einsatz anzuklagen.

Quelle: ntv.de

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