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Menschen kehren in Häuser zurück Waffenruhe in Beirut - Reporterin weint bei Live-Schalte

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In den südlichen Vororten Beiruts waren laut Augenzeugen schon am frühen Morgen Bagger und Räumfahrzeuge im Einsatz, die Trümmer beseitigten.

In den südlichen Vororten Beiruts waren laut Augenzeugen schon am frühen Morgen Bagger und Räumfahrzeuge im Einsatz, die Trümmer beseitigten.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah bedeutet für Hunderttausende Vertriebene eine Rückkehr nach Hause. Währenddessen beginnen in Beirut die Aufräumarbeiten. Eine Reporterin kann ihre Erleichterung während einer Live-Schalte im libanesischen Fernsehen nicht zurückhalten.

In den südlichen Vororten Beiruts kehren Bewohner nach dem vorläufigen Ende der israelischen Luftangriffe unter Tränen in ihre Häuser zurück. Die Straßen waren voller Autos mit Familien, die mit Gepäck und persönlichem Besitz zu ihren Wohngegenden aufbrachen, wie Augenzeugen berichteten.

"Ich habe mein Haus verloren, aber zurück bei den Trümmern meines Hauses empfinde ich ein Siegesgefühl", sagte eine Frau namens Fatima vor einem zerstörten Haus. "Schaut euch diese Zerstörung an", sagte ein Mann namens Hussein. "Dies bedeutet nichts. Wichtig ist, dass meine Familie am Leben ist", sagte er.

Bei einer Live-Schalte im libanesischen Fernsehen kamen auch einer Reporterin die Tränen. "Seit Ankündigung der Waffenruhe empfinde ich Sieg, Freude und Trauer, weil ich zum ersten Mal schlafen kann, mit einem Gefühl von Sicherheit für mein Baby, meine Familie und Mitbürger", sagte die junge Reporterin des privaten Senders Al-Jadeed unter Tränen. "Ich habe Trauer und Massaker erlebt. Ich habe Kinder gesehen, die als Gliedmaßen geborgen wurden." Als Mutter habe sie Angst gehabt, dass so etwas auch ihren Kindern zustoßen könne.

Unter den Bewohnern der südlichen Vororte waren Anhänger der Hisbollah-Miliz, die gelbe Fahnen der Organisation in die Höhe hielten. Einige sprachen vom Sieg der Miliz über Israel. Ein Hisbollah-Anhänger erinnerte an den bei einem israelischen Luftangriff getöteten Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah und sagte, der materielle Verlust könne "wieder aufgebaut" werden.

Aufräumarbeiten beginnen Stunden nach Verkündigung

Die Aufräumarbeiten haben bereits begonnen. Um 7 Uhr am Morgen (Ortszeit) - drei Stunden nach Beginn der Waffenruhe - habe man die Arbeiten in den südlichen Vororten von Beirut gestartet, sagte der geschäftsführende Minister für öffentliche Arbeiten und Transport, Ali Hamija. Ziel sei es, Straßen aus dem zerstörten Vorort Haret Hreik nach Beirut wieder zu öffnen. Auch an der Hauptstraße, die aus der libanesischen Hauptstadt nach Syrien führt, habe der Wiederaufbau begonnen.

In den südlichen Vororten Beiruts waren laut Augenzeugen schon am frühen Morgen Bagger und Räumfahrzeuge im Einsatz, die Trümmer beseitigten. Israels Armee hatte die Luftangriffe gegen die Hisbollah im Libanon im September massiv ausgeweitet und auch die südlichen Vororte immer wieder bombardiert und zahlreiche Gebäude zum Einsturz gebracht. Schon nach diesen Angriffen hatten Baufahrzeuge teils Trümmer beseitigt.

Das israelische Militär teilte mit, dass es Bewohnern bestimmter Gebiete noch untersagt sei, in ihre Dörfer zurückzukehren. Bereits am Morgen hatte die Armee nach eigenen Angaben Warnschüsse abgegeben, als Fahrzeuge mit mutmaßlichen Hisbollah-Mitgliedern in das Gebiet von Kafr Kila nahe der Grenze zu Israel kamen. Auch das libanesische Militär hatte die Bewohner zu Geduld aufgerufen. Sie sollten mit ihrer Rückkehr in ihre Heimatorte bis zum Abzug der israelischen Streitkräfte gemäß der Feuerpausen-Vereinbarung warten.

Palästinenser hoffen auf ein Ende der Kämpfe

Auch die Palästinenser im Gazastreifen hoffen nach der Waffenruhe im Libanon auf ein Ende der Kämpfe auch in ihrer Gegend. "Wir sitzen in Zelten und jetzt ist Winter", sagte etwa Ahlam Abu Schalabi, die aus Gaza-Stadt vertrieben wurde.

Andere fürchten, Israel könne seine an der libanesischen Grenze freigewordenen Kräfte zu einem noch härteren Vorgehen gegen die militant-islamistische Hamas im Gazastreifen nutzen. "Die Situation wird schlimmer, weil der Druck auf Gaza größer wird", sagte Mamduh Jonis, ein Mann, der derzeit in Chan Junis lebt, nachdem er aus Rafah im Süden des Gazastreifens vertrieben wurde, der Nachrichtenagentur AP. Schalabi sagte indessen: "Sie einigen sich an einem Ort auf einen Waffenstillstand und an einem anderen nicht? Habt Erbarmen mit den Kindern, den Alten und den Frauen."

Die Palästinenser in Gaza warten verzweifelt auf ein Ende des Krieges zwischen der Hamas und Israel. Laut den von der Hamas kontrollierten örtlichen Behörden, die nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheiden, hat er bereits mehr als 44.000 Menschen das Leben gekostet.

Quelle: ntv.de, toh/dpa/AP

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