Salpetersäuretank wohl getroffen Russen setzen sich in Sjewjerodonezk fest
02.06.2022, 13:07 Uhr (aktualisiert)
Laut der stellvertretenden ukrainischer Verteidigungsministerin will Russland, Kiew mit den "eingekesselten" Soldaten erpressen.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Die russischen Truppen haben sich beim Sturm auf die Industriestadt im Zentrum "eingenistet", heißt es aus Kiew. Bei den anhaltenden Angriffen sei auch ein Salpetersäuretank getroffen worden. Die wahllosen Luftangriffe auf eine Stadt mit großer Chemieproduktion sei einfach verrückt, sagte Selenskyj.
Das russische Militär hat sich nach ukrainischen Angaben beim Sturm des Verwaltungszentrums Sjewjerodonezk im Stadtzentrum festgesetzt. "Der Aggressor hat Angriffe in den nördlichen, südlichen und östlichen Stadtgebieten von Sjewjerodonezk durchgeführt, mit einzelnen Einheiten Erfolg gehabt und nistet sich nun im Stadtzentrum ein", teilte der ukrainische Generalstab in seinem morgendlichen Lagebericht mit.
Offenbar haben die Russen in der umkämpften Industriestadt einen Salpetersäuretank getroffen. Der Regionalgouverneur Serhij Gajdaj rief die Bevölkerung am Dienstagabend auf, "in Sodalösung getränkte Gesichtsmasken bereitzuhalten", um sich gegen giftige Dämpfe zu wappnen. "Angesichts der Tatsache, dass es in Sjewjerodonezk eine groß angelegte Chemieproduktion gibt, sind die Schläge der russischen Armee in dieser Stadt mit wahllosen Luftangriffen einfach verrückt", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft.
Westlich der Stadt, im Raum Bachmut, versuchten die Russen, die ukrainischen Verteidiger aus ihren Positionen bei Bilohoriwka und Wrubiwka zu drängen. Angriffe gab es zudem bei Komyschuwacha, Berestowe und Nyrkowe. Alle diese Ortschaften befinden sich im westlichen Rückraum von Sjewjerodonezk. Die russischen Angriffe zielen wohl darauf ab, den Ukrainern einen geordneten Rückzug aus der früheren Großstadt zu verwehren. So sagte die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Malyar, die derzeitige Offensive im Osten solle die ukrainischen Truppen einkreisen, um Kiew mit den "eingekesselten" Soldaten zu "erpressen". "Bisher haben sie es nicht geschafft, weil die ukrainische Armee mit großer Kraft Widerstand leistet", sagte Malyar auf Youtube. Sie räumte allerdings ein, dass die russischen Streitkräfte "einen quantitativen Vorteil an Ausrüstung, Waffen und Männern" besäßen.
Neun russische Angriffe im Donbass laut Kiew abgewehrt
Sjewjerodonezk ist seit 2014 Verwaltungszentrum der Region Luhansk im Osten der Ukraine. Außerdem meldete der Generalstab aber auch weitere russische Versuche, Richtung Slowjansk vorzudringen. Der Ballungsraum um Slowjansk und Kramatorsk umfasste vor dem Krieg rund eine halbe Million Menschen. Er ist die Operationszentrale der ukrainischen Streitkräfte im Donbass-Gebiet.
Von der Kleinstadt Lyman aus seien russische Kräfte mit Unterstützung moderner Kampfhubschrauber vom Typ Ka-52 Richtung Slowjansk vorgedrungen, die Kämpfe hielten an. Weitere Angriffe aus Richtung Isjum - nordwestlich von Slowjansk - seien bei der Ortschaft Dowgenke abgewehrt worden, hieß es. Dort seien die russischen Einheiten nach hohen Verlusten zu einem teilweisen Rückzug gezwungen. Nach ukrainischen Angaben wurden im Laufe des Vortages neun russische Angriffe im Donbass abgewehrt und mehr als 20 Militärfahrzeuge außer Gefecht gesetzt. Unabhängig lassen sich diese Angaben nicht überprüfen.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 01. Juni 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, ysc/dpa/AFP