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Riskante Bilder vermeiden Warum Xi die Einladung zur Amtseinführung Trumps ablehnen könnte

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Xi will nur Bilder auf Augenhöhe mit Trump, wie hier bei einem Treffen 2017.

Xi will nur Bilder auf Augenhöhe mit Trump, wie hier bei einem Treffen 2017.

(Foto: dpa)

Am 20. Januar steht die feierliche Vereidigung von Donald Trump als US-Präsident an. Der Republikaner hat dabei einen besonderen Gast im Sinn - Chinas Staatschef Xi Jinping. Doch Experten halten es für unwahrscheinlich, dass Xi als gewöhnlicher Gast zum Präsidenten aufblickt.

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat den chinesischen Staatschef Xi Jinping zu seiner Amtseinführung eingeladen. Doch aus Sicht von Experten könnte der Präsident der Volksrepublik das Angebot als zu riskant ansehen, um darauf einzugehen. Denn die Geste dürfte wenig Einfluss auf den zunehmenden Wettbewerb zwischen den beiden Nationen haben.

Trumps künftige Pressesprecherin im Weißen Haus, Karoline Leavitt, bestätigte die Einladung an Xi am Donnerstag, sagte aber, es werde sich erst noch zeigen, ob der Präsident des größten Konkurrenten der USA in Wirtschafts- und Militärfragen auch erscheinen werde. Die chinesische Botschaft in Washington ließ sich keine Informationen entlocken. Experten können sich indes nur schwerlich vorstellen, dass der starke Mann Chinas im Januar in Washington erscheint.

"Können Sie sich Xi Jinping vorstellen, wie er im Januar im Freien in Washington am Fuße des Podiums sitzt, umgeben von falkenartigen Kongressabgeordneten, und zu Donald Trump aufblickt, während der seine Antrittsrede hält?", fragte Danny Russel, oberster US-Diplomat für Asien unter dem früheren Präsidenten Barack Obama und inzwischen beim Asia Society Policy Institute in einer Führungsposition. Xi werde nicht zulassen, "auf den Status eines bloßen Gasts reduziert zu werden, der den Triumph eines ausländischen Anführers feiert - und zwar des US-Präsidenten".

Unwägbare Risiken

Yun Sun, Direktorin des China-Programms der Washingtoner Denkfabrik Stimson Center, sagte, Peking werde auf Nummer sicher gehen. Es gebe kein Protokoll und keinen Präzedenzfall eines chinesischen Staatschefs, der an der Amtseinführung eines amerikanischen Präsidenten teilnimmt.

"Ich denke nicht, dass die Chinesen das Risiko eingehen werden", sagte Sun. Risiken seien etwa mit Blick auf die Gästeliste denkbar. So habe der taiwanische Top-Diplomat in den USA an der Amtseinführung von Präsident Joe Biden im Jahr 2021 teilgenommen. Peking betrachtet Taiwan als Teil seines Territoriums und hat die USA in dieser Hinsicht wiederholt vor roten Linien gewarnt, die es nicht zu überschreiten gelte.

Und sollte Trump zu seinem Antritt Zölle von bis zu 60 Prozent auf chinesische Waren einführen, wie er es angedroht hat, dann stünde Xi wie ein Idiot da, wenn er sich für eine Teilnahme entschieden hätte, sagte Sun. Und das sei für Peking inakzeptabel.

Vertreter der Volksrepublik seien bekannt dafür, von der Würde und Sicherheit ihres Staatschefs bei Auslandsreisen besessen zu sein, sagte Russel, der bei internationalen Gipfeln auf hoher Ebene mit China verhandelt hat. "Sie haben immer verlangt, dass jede Reise eines Staatschefs nach Washington als vollwertiger 'Staatsbesuch' mit allem Drum und Dran behandelt wird."

Direkter Kontakt bevorzugt

Dennoch sei zu erwarten, dass Planungen für ein persönliches Treffen zwischen Xi und Trump bereits im Gange seien, sagte Russel. Trump bevorzuge persönliche Treffen mit ausländischen Staats- und Regierungschefs, besonders mit Gegnern. Und Peking sei unter Umständen der Ansicht, bessere Konditionen zu erreichen, wenn man direkt mit Trump verhandle, sagte Russel.

Es wird erwartet, dass Trumps Rückkehr ins Weiße Haus die Rivalität zwischen China und den USA noch weiter befeuern wird. Trump hat mehrere China-Kritiker für sein Kabinett auserkoren, darunter Senator Marco Rubio als Außenminister und den Kongressabgeordneten Mike Waltz als nationalen Sicherheitsberater. Peking hat gewissermaßen eine Haltung des Abwartens und Teetrinkens eingenommen, aber ist darauf vorbereitet, zurückzuschlagen, sollte Washington die Zölle auf chinesische Waren in die Höhe schrauben oder andere Schritte unternehmen.

Sun vom Stimson Center unterstreicht, dass Trumps Einladung nicht bedeute, dass er keine chinafeindlichen Maßnahmen ergreifen werde. Trump besuchte China im Jahr 2017. Dabei habe er sich freundlich gegeben, sagte Sun. Aber im Folgejahr habe er einen Handelskrieg vom Zaun gebrochen. "Wir haben das schon einmal gesehen", sagte sie. "Für Trump gibt es keinen Widerspruch zwischen Zuckerbrot und Peitsche. Für China ist das ein Widerspruch. Es wird Chinas Wunsch verstärken, auf Nummer sicher zu gehen und sich nicht von Trump austricksen zu lassen, egal ob es sich um eine freundliche oder eine feindliche Botschaft handelt."

Quelle: ntv.de, Didi Tang, AP

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