Die rätselhafte GiftattackeWas wir im Fall Skripal wissen

Die Erkenntnisse rund um Nowitschok sind auch einen Monat nach dem Gift-Anschlag auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter verwirrend. Was ist bislang über den chemischen Kampfstoff und seine Herkunft bekannt?
Die Erkenntnisse rund um das Gift Nowitschok scheinen auch rund einen Monat nach dem Gift-Anschlag auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia verwirrend zu sein. Was ist bislang über das Gift und seine Herkunft bekannt?
Die britische Ministerpräsidentin Theresa May erklärt, Vater und Tochter seien mit einem chemischen Kampfmittel aus der Nowitschok-Gruppe angegriffen worden. Die Chemikalie sei in den 1970er und 1980er-Jahren in der damaligen Sowjetunion entwickelt worden.
Russlands Botschafter in Großbritannien, Alexander Jakowenko, identifiziert den angeblich gegen Skripal eingesetzten Stoff als Nowitschok A-234, eine Variante des früher entwickelten A-232.
Als unumstritten gilt, dass von Nowitschok mehrere Varianten existieren. Der Kampfstoff besteht aus zwei Komponenten, die erst zusammengemixt gefährlich sind. Dann sind sie um ein mehrfaches giftiger als das Kampfgas Sarin oder VX.
May erklärt, das Militärlabor in Porton Down habe den Stoff Nowitschok identifiziert. May sagt außerdem, sie wisse nicht, wie der Stoff nach Großbritannien gelangen konnte.
Chemiewaffen-Experten erklären, um sicher zu sein, dass das in Großbritannien nachgewiesene Nowitschok aus Russland stammt, müsse es mit einer Probe aus Russland verglichen werden. Es ist jedoch unklar, ob Großbritannien über aus Russland stammende Nowitschok-Proben verfügt.
Das Laboratorium in Porton Down teilt mit, es sei nicht in der Lage nachzuweisen, ob das beim Anschlag verwendete Nowitschok aus Russland stammt. Außerdem weist der Labor-Leiter darauf hin, dass die Herstellung von Nowitschok sehr schwierig sei. Über diese Fähigkeiten verfügten nur staatlich unterstützte Einrichtungen.
Großbritannien bittet die Organisation für das Verbot chemischer Waffen um einen Test des bei dem Anschlag verwendeten Gifts. Die Ergebnisse der Untersuchung werden bislang nicht veröffentlicht.
Der russische Chemiker Wil Mirsajanow, der an der Entwicklung von Nowitschok beteiligt war, sagt, nur Russland könne den Angriff auf Skripal ausgeführt haben. Die Vorräte des Gifts würden scharf bewacht. Zudem sei die Anwendung zu kompliziert.
Der Wissenschaftler Leonid Rink erklärt indes gegenüber der Nachrichtenagentur RIA, der Angriff sehe nicht aus, wie von Moskau angeordnet, da Skripal überlebt habe.
Vom Zusammenbruch der Sowjetunion war auch das Chemie-Waffen-Programm betroffen. Es ist nicht auszuschließen, dass giftige Substanzen und Know-how in die Hände von Kriminellen geraten sind.