Politik

Leopard 2, Leo 1 und Abrams Diese Panzer rollen in die Ukraine

Bisher kämpfen die Ukrainer noch mit Panzern aus sowjetrussischen Beständen (Archivbild).

Bisher kämpfen die Ukrainer noch mit Panzern aus sowjetrussischen Beständen (Archivbild).

(Foto: IMAGO/VXimages.com)

Monatelang zögert der Westen, jetzt sollen die Streitkräfte der Ukraine moderne Kampfpanzer bekommen. Mit welchen Modellen können die Ukrainer rechnen? Eine Übersicht über Panzer aus westlicher Produktion und angekündigte Lieferungen aus westlichen Beständen.

Im Krieg in der Ukraine kommen bald mehr schwere Waffen zum Einsatz: Mehrere westliche Staaten haben den Ukrainern zur Verteidigung gegen die russischen Angreifer die Lieferung von echten Kampfpanzern zugesagt. Die schwer bewaffneten Hightech-Maschinen sollen die Ukrainer in die Lage versetzen, sich gegen die Übermacht der russischen Invasoren zur Wehr setzen zu können.

Im Kriegsgebiet sind die versprochenen Panzer vom Typ Leopard, Abrams oder Challenger allerdings nicht die ersten schweren Waffen aus westlicher Produktion. Parallel zur von Bundeskanzler Olaf Scholz im vergangenen Frühjahr angekündigten "Zeitenwende" machte der Bundestag bereits kurz nach Kriegsbeginn den Weg frei zur Lieferung von dringend benötigten Rüstungsgütern aller Art.

Aus Deutschland zum Beispiel kamen seitdem nicht nur Helme, Sanitätsmaterial und Panzerfäuste, sondern auch kampfstarke Spezialgerätschaften wie etwa der Flakpanzer Gepard und die Panzerhaubitze 2000. Der Flakpanzer Gepard zählte bei der Bundeswehr schon zum alten Eisen. Die letzten Exemplare wurden 2010 ausgemustert. In der Ukraine erweisen sie sich jedoch offenbar noch als sehr nützlich.

Flakpanzer aus Deutschland

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Die Panzerhaubitze 2000 dagegen ist Hightech-Material aus dem aktiven Bestand. Gemeinsam mit den Niederländern hat Deutschland 14 dieser rollenden Geschütztürme der Ukraine übergeben.

In der Fülle des gelieferten Materials kann der Überblick schnell verloren gehen. Die hier gezeigten Umrisszeichnungen ordnen die verschiedenen Panzertypen der laufenden Debatte anhand grundlegender technischer Merkmale ein. Zugleich erleichtert die Zusammenschau, die laufende Berichterstattung zu verfolgen.

Rollender Hightech-Geschützturm

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Bei den im Rahmen der "Panzerwende" zugesagten Lieferungen von modernen Kampfpanzern an die Ukraine dreht sich aus deutscher Sicht zunächst vieles um Kettenfahrzeuge vom Typ Leopard 2 A6.

Diese massiv gepanzerten Fahrzeuge sind derzeit auch bei der Bundeswehr noch in Verwendung. Sie verfügen unter anderem über eine voll stabilisierte 120-Millimeter-Kanone, mit der die vierköpfige Besatzung gegnerische Panzer zur Not auch aus voller Fahrt über Entfernungen von bis fünf Kilometern bekämpfen kann.

Der moderne deutsche Leopard

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Die Version A6 des Leopard 2 ist im Vergleich zu den Vorgängern mit einem verbesserten Geschütz, stärkerem Schutz gegen Sprengfallen und Minen sowie zusätzlicher Sensortechnik ausgestattet. Mit den Upgrades reagierten die beiden Leo-Hersteller Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall insbesondere auf die Erfahrungen aus dem Einsatz.

Insgesamt 18 Staaten haben ihre Streitkräfte mit Leopard-2-Panzern ausgerüstet. Nur ein Bruchteil der bisher gebaut 3500 Exemplare trägt ein Y-Kennzeichen: Bei der Bundeswehr gibt es derzeit nur etwas mehr als 200 einsatzbereite Leopard 2. Gut die Hälfte davon sind Panzer der Version A6. Die andere Hälfte besteht aus der Vorgängerversion A5.

Die ältere Version des Leo 2

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Kampfpanzer sind Kriegswaffen und unterliegen nach deutschem Recht strengen Exportauflagen. Deutsche Rüstungsunternehmen können selbst geleaste oder aus anderen Gründen zurückgenommene Fahrzeuge nicht ohne weiteres an Kunden im Ausland weiterverkaufen.

In den Werkshallen der beteiligten Hersteller liegen daher größere Stückzahlen an gebrauchten Kampfpanzern auf Halde. Verkaufsverhandlungen sind kompliziert: Ohne Genehmigung der Bundesregierung darf kein einziger Panzer übergeben werden.

Das Vorgängermodell Leo 1

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Der Leopard 1 war das erste deutsche Kampfpanzer-Modell nach dem Zweiten Weltkrieg. Konzept und Entwicklung stammen aus den frühen 1960er Jahren. Der Panzer ist in seinen Grundzügen komplett auf die Bedürfnisse der Landesverteidigung unter den strategischen Überlegungen aus den Zeiten des "Kalten Krieges" zugeschnitten.

Leo-1-Panzer sind nur unwesentlich kleiner, aber deutlich leichter als Leopard 2 und auch schwächer bewaffnet. Die Hauptwaffe des Leo 1 ist die 105-Millimeter-Kanone. Sie verschießt Spreng- und Wuchtgeschosse in einem kleineren Kaliber als der Leo 2 und benötigt daher andere Munition. In Gefechten in der Ukraine dürfte der Leo 1 trotz seines hohen Alters und der vergleichsweise sparsamen Sensor-Ausstattung dennoch Wirkung entfalten.

Hauptkampfpanzer aus den USA

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Aus Washington kam im Januar 2023 die Zusage über 31 Exemplare des US-Hauptkampfpanzers M1A2 Abrams. Die 57 Tonnen schweren Panzer sind ähnlich groß und schwer wie die deutschen Leopard 2. Weil in beiden Panzermodellen die gleichen Glattrohrkanonen verbaut sind, können Abrams und Leopard 2 Standard-Munition im gleichen Nato-Kaliber verschießen.

Bei der Wartung und der Instandsetzung beschädigter Fahrzeuge müssen sich die Ukrainer jedoch auf größere Herausforderungen einstellen. Während sich der 1500 PS starke Motor des Leopard 2 durch eine geübte Crew auch unter Feldbedingungen binnen weniger Stunden wechseln lässt, erfordert die Gasturbinen-Anlage des Abrams wohl deutlich mehr Aufwand.

Der Kampfpanzer der Briten

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Die Verfügbarkeit von Munition und Ersatzteilen sind im Krieg entscheidende Faktoren. Die Lieferung von zusätzlichen Panzermodellen machen das Training für Besatzungen und die Nachschub-Logistik nicht einfacher. Immerhin verfügen die meisten modernen Kampfpanzer aus westlichen Arsenalen über Vielstoff-Motoren, die zumindest unter Gefechtsbedingungen zur Not auch mit alternativen Spritsorten betankt werden können.

Britische Challenger-2-Panzer fahren wie die deutschen Leopard regulär mit Diesel. Die Hauptwaffe, die 120-Millimeter-Kanone aus britischer Produktion verfügt jedoch standardgemäß über einen gezogenen Lauf, benötigt also speziell geeignete Panzergranaten. Im Unterschied zu den Glattrohrkanonen von Leopard 2 und Abrams kommen die Briten so jedoch auf deutlich höhere Kampfentfernungen.

Der alte deutsche Schützenpanzer

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Kampfpanzer ohne begleitende Infanteriesoldaten sind leichte Beute für gegnerische Abwehrversuche. Der Panzerschutz behindert die Übersicht, zudem sind meist nur die Frontpartien des Rumpfes und die Turmwände mit dicken Schichten gepanzert. Treffer von der Seite, von oben oder gar von hinten können die Panzerung in der Regel leichter durchschlagen.

Üblicherweise kämpfen Panzer daher nie alleine, sondern im Verbund mit Infanteriesoldaten, weitreichender Artillerie und Einheiten der Aufklärung. Speziell entwickelte Schützenpanzer rücken mit angreifenden Panzerkolonnen vor, geben flankierende Feuerunterstützung und setzen ihre Infanterietrupps nahe der Hauptkampflinie ab. Deutschland will den Ukrainern zur Verteidigung daher 40 Marder überlassen. Bei der Bundeswehr sollen diese Schützenpanzer nach und nach durch das moderene Modell Puma ersetzt werden.

Abrams-Begleiter Bradley

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Die Amerikaner liefern zusätzlich 59 Schützenpanzer vom Typ M2/M3 Bradley sowie auch 90 Stryker-Radpanzer, die für ähnliche Einsatzzwecke gebaut wurden, aber mehr Soldaten aufnehmen können. Mit dem Kontingent solle die Ukraine in die Lage versetzt werden, hieß es aus Washington, "vorzurücken und Gelände zurückzuerobern".

Die Europäer wollen der Ukraine zunächst genügend Leopard-2-Panzer für zwei komplette Panzerbataillone zur Verfügung stellen. Das erste davon soll laut Verteidigungsminister Boris Pistorius aus den nahezu neuwertigen und schnell einsatzfähigen Modellen Leo 2 A6 bestehen. Für das zweite Bataillon, dessen Zusammenstellung wohl etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt, sind die älteren Leopard 2A4 angedacht.

Panzerdurchbruch aus Paris

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Ob Frankreich sich der europäischen Ukraine-Hilfe mit Kampfpanzern anschließt, ist noch offen. Staatspräsident Emmanuel Macron zögert bisher mit Blick auf das französische Kampfpanzer-Modell Leclerc mit Lieferzusagen. Fest zugesagt ist jedoch die Übergabe von französischen Radpanzern vom Typ AMX-10.

Eingesetzt wird das Fahrzeug, das bei den französischen Streitkräften als "leichter Kampfpanzer" oder auch als "Spähpanzer" geführt wird, in der Regel zur bewaffneten Aufklärung. In der Debatte um die Unterstützung der Ukraine mit schweren Waffen kam diesem Panzermodell besondere Bedeutung zu: Die überraschende AMX-Zusage aus Paris wirkte Anfang des Jahres auf die westlichen Verbündeten wie ein symbolischer Vorstoß, dem weitere Panzer-Freigaben folgten.

(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 09. Februar 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, mmo

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