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Liste mit Gefangenen Wen Israel gegen die Geiseln tauschen würde

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Rund 240 entführte Israelis befinden sich in der Gewalt der Hamas.

Rund 240 entführte Israelis befinden sich in der Gewalt der Hamas.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Für die Freilassung von 50 Geiseln aus den Fängen der Hamas will Israel 150 palästinensische Gefangene austauschen. Das Justizministerium veröffentlicht nun eine Auflistung möglicher Kandidaten. Die meisten von ihnen sind minderjährig.

50 von der Hamas entführte Frauen und Kinder sollen im Rahmen einer ersten Phase eines Abkommens mit der Hamas ausgetauscht werden, das hat das israelische Kabinett beschlossen. Im Gegenzug sollen 150 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen in Israel freigelassen werden. Das Justizministerium in Jerusalem veröffentlichte eine Liste mit knapp 300 Gefangenen, die für einen Deal infrage kommen. Der Austausch soll innerhalb von vier Tagen schrittweise erfolgen.

Israelische Medien berichten, dass niemand freigelassen werde, der wegen Mordes verurteilt worden ist. Personen, die wegen versuchten Mordes oder terroristischer Aktivitäten im Gefängnis sitzen, könnten aber freikommen, wie aus der Liste hervorgeht. Weitere Vergehen sind etwa Angriffe auf Polizeibeamte, illegale Versammlungen, das Werfen von Steinen oder Brandbomben sowie der Besitz von Schusswaffen und Sprengstoff.

Die Kandidaten sollen der Hamas, der Fatah, dem Islamischen Dschihad und der Volksfront zur Befreiung Palästinas angehören, berichtet die israelische Zeitung "Haaretz". Viele sollen bei ihren Taten jedoch auf eigene Faust gehandelt haben. Eine große Anzahl der Personen sei zwar festgenommen, aber nie vor Gericht gestellt worden. Unter den aufgeführten Gefangenen befänden sich auch viele Einwohner Ost-Jerusalems.

Die meisten sind unter 18

287 der 300 Personen sind minderjährig, fünf von ihnen erst 14 Jahre alt. Viele hätten im besetzten Westjordanland und in Ost-Jerusalem etwa durch Steinwürfe auf Soldaten für "Unruhe gesorgt". Zudem stehen auch einige Frauen auf der Liste. Eine von ihnen ist laut "Haaretz" die Palästinenserin Misoun Mussa. Sie hat 2015 einen israelischen Soldaten in Jerusalem mit einem Messer attackiert und ist zu 15 Jahren Haft verurteilt worden.

Ebenfalls ausgetauscht werden könnte Marah Bakeer. Sie verbüßt nach einem Messerangriff auf einen israelischen Grenzpolizisten im Jahr 2016 eine achtjährige Haftstrafe. Die älteste Frau auf der Liste ist 59 Jahre alt und wegen "Sicherheitsvergehen" inhaftiert. Ein 18-jähriger Gefangener namens Ahmed Muhammad Ahmed Marzouk wurde im Juli 2023 festgenommen - wegen Angriffs auf die Polizei, Brandstiftung und Waffenbesitz.

Austausch aller 300 Personen möglich

Die Liste ist doppelt so lang wie die Zahl der Gefangenen, die für den ersten Austausch vorgesehen sind. Im israelischen Kabinettsbeschluss heißt es, perspektivisch könnten bis zu 300 Gefangene für 100 lebende Geiseln eingetauscht werden. Angehörige von Terroropfern haben insgesamt 24 Stunden Zeit, um Einspruch gegen das Vorhaben einzulegen. Dass das Oberste Gericht den Austausch aber noch kippt, ist unwahrscheinlich.

Seit den Massakern vom 7. Oktober ist die Zahl der in Israel inhaftierten jugendlichen Palästinenser laut einem Bericht der "New York Times" deutlich gestiegen. Demnach befinden sich derzeit rund 200 Jungen in israelischen Gefängnissen, die meisten von ihnen im Teenageralter, heißt es unter Berufung auf die palästinensischen Nicht-Regierungsorganisation Addameer. Zudem seien 75 Frauen und fünf Mädchen inhaftiert. Vor dem 7. Oktober waren es laut Addameer 150 Jungen und 30 Frauen und Mädchen.

Die Gruppe gibt an, sich auf Daten des israelischen Gefängnisdienstes und Informationen der Familien zu berufen. Insgesamt säßen 7000 Palästinenser in israelischen Gefängnissen, vor dem 7. Oktober seien es noch rund 5000 gewesen. 2000 Personen würden in "Verwaltungshaft" gehalten, was eine unbestimmte Haftdauer ohne Anklage meint.

Quelle: ntv.de, mdi

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