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Einsatz im Niger möglich Westafrikanische Staaten stellen Eingreiftruppe auf

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Die ECOWAS-Gruppe beschloss, alle Sanktionen gegen den Niger weiterhin aufrecht erhalten zu wollen.

Die ECOWAS-Gruppe beschloss, alle Sanktionen gegen den Niger weiterhin aufrecht erhalten zu wollen.

(Foto: IMAGO/Focal Point Agency)

Nach dem Putsch im Niger steht in Westafrika möglicherweise ein weiterer Militärkonflikt bevor. Die Staaten der Region erwägen drastische Schritte gegen die Junta, eine Eingreiftruppe wird zusammengestellt. Die Bemühungen um eine friedliche Lösung sollen zwar Priorität haben, die Organisation hält aber "alle Optionen" offen.

Die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS hat die "sofortige" Aufstellung einer Eingreiftruppe für einen möglichen Einsatz im Niger beschlossen. Diese solle die verfassungsmäßige Ordnung in dem Land nach dem Militärputsch wiederherstellen, hieß es in der Abschlusserklärung, die der Präsident der ECOWAS-Kommission Omar Touray nach einem Gipfel der Staatschefs in Nigerias Hauptstadt Abuja verlas. Die Organisation, der 15 Staaten in Westafrika angehören, halte sich "alle Optionen" offen, hieß es weiter. Es habe aber Priorität, die verfassungsmäßige Ordnung mit friedlichen Mitteln wiederherzustellen.

ECOWAS sprach von einem Einsatz der Eingreiftruppe, ließ dabei aber noch vieles offen. Die Zusammensetzung der Truppe und ein möglicher Zeitplan für einen Einsatz im Niger blieben unklar. Die Ankündigung schien darauf ausgerichtet, den Druck auf die neuen Militärmachthaber aufrecht zu halten - ohne sofort militärische Fakten zu schaffen.

Zuvor hatte auch der Präsident des regionalen und militärischen Schwergewichts Nigeria, Bola Tinubu, in seiner Abschlussrede bei dem Gipfel erneut für eine friedliche Lösung des Konflikts mit der Militärjunta geworben. Gleichzeitig betonte er: "Keine Option wird vom Tisch genommen. Das gilt auch für die Anwendung von Gewalt. Als letztes Mittel."

Junta ernennt neue Regierung

Die ECOWAS verurteilte zudem erneut die "illegale Festnahme von Präsident Mohamed Bazoum" sowie die Bedingungen, unter denen der gestürzte Präsident und seine Familie von der Junta festgehalten wird. Die Gruppe forderte die internationale Gemeinschaft auf, alle weiteren Schritte der ECOWAS zu unterstützen, die nötig seien, um die verfassungsmäßige Ordnung wiederherzustellen.

Die Gruppe beschloss zudem, alle Sanktionen gegen den Niger weiterhin aufrecht erhalten zu wollen. Bereits bei ihrem ersten Treffen am 30. Juli hatte die Wirtschaftsgemeinschaft Handels- und Finanztransaktionen ausgesetzt, die Grenzen der Nachbarstaaten zum Niger geschlossen und die Zentralbanken angewiesen, Vermögenswerte nigrischer staatlicher und halbstaatlicher Unternehmen sowie der am Putsch beteiligten Militärs einzufrieren. Nigeria stellte zudem die Stromlieferungen in den Niger ein, die das Nachbarland benötigt.

Am 26. Juli hatte Nigers Präsidialgarde unter General Abdourahamane Tiani den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum in seiner Residenz festgesetzt, weil dieser Beobachtern zufolge Tiani an der Spitze der Eliteeinheit auswechseln wollte. Nach ersten Spekulationen über einen internen Machtkampf schlossen sich auch die anderen Zweige der Streitkräfte dem Putsch an, verkündeten "das Ende des Regimes" und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf. Tiani übernahm die Macht. Unter dem Vorsitz Tinubus hatte ECOWAS kurz nach dem Putsch Maßnahmen bis hin zu einer Militärintervention angedroht. Die Junta im Niger benannte unterdessen in der Nacht zum Donnerstag eine Regierung aus 21 Militärs und Zivilisten.

Quelle: ntv.de, uzh/dpa

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