Wie denkt das Land? Wovor sich die Deutschen fürchten
01.06.2017, 09:32 Uhr
Die Deutschen, das zeigt eine groß angelegte Studie, sind grundsätzlich sehr zufrieden. Doch die Umfrage verdeutlicht auch die Ängste und Sorgen der Menschen. Vor allem ein Problem wird immer drängender.
Die gute Nachricht zuerst: Die meisten Deutschen sind mit ihrem Leben zufrieden - trotz der laufenden Debatte über soziale Ungerechtigkeit und wachsende Ungleichheit in der Gesellschaft. Das ist ein Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL, an der über 2000 Personen in ganz Deutschland teilgenommen haben. Doch die Deutschen haben auch Ängste, Misstrauen und Zweifel.
Was die Deutschen im Leben zufrieden macht
19 Prozent der Befragten gaben an, mit ihrem Leben sehr zufrieden zu sein, 62 Prozent sind immerhin "zufrieden". Nur 18 Prozent sind weniger oder gar nicht zufrieden. Dabei zeigte sich, dass die Menschen im Osten des Landes insgesamt etwas glücklicher sind als im Westen.
Wie zufrieden die Deutschen ihre eigene Lebenssituation beschreiben, zeigt folgendes Diagramm:
Wichtig, um glücklich zu sein, ist den Deutschen demnach vor allem (95 Prozent) viel Zeit mit der Familie bzw. dem Partner verbringen zu können. Weitere Glücks-Faktoren sind Hobbys und Freizeit (91 Prozent), ein sicherer Arbeitsplatz (90 Prozent) und eine gesunde Lebensweise (87 Prozent).
Was die größten Probleme in Deutschland sind
Auch im Frühjahr 2017 nehmen die Deutschen das Thema Zuwanderung noch als größtes Problem wahr. Wobei dieser Wert 2016 noch deutlich höher lag. Weitere gravierende Probleme sind das soziale Gefälle und Armut, Rechtsradikalismus sowie Kriminalität und Gewalt. Auch Unmut über Politiker und Parteien gehören dazu.
Was die Befragten als die größten Probleme in Deutschland ansehen, zeigt dieses Diagramm:
Persönlich machen den Deutschen die Themen soziale Ungerechtigkeit und der Zulauf zu rechtsextremen Gruppen am meisten Sorgen. Jeweils 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie diese Themen am meisten beunruhigen. Auch die Zukunft der eigenen Kinder (55 Prozent), Armut im Alter (52 Prozent) und der Zustand der Umwelt (50 Prozent) gehören dazu.
Vertrauen in die Medien und Politiker
Das Interesse der Deutschen für das politische Geschehen im Land ist groß. 74 Prozent der Befragten gaben an, sich "stark" oder "sehr stark" für die Politik in Deutschland zu interessieren. Noch höher ist das Interesse für das Geschehen im eigenen Bundesland (82 Prozent). Doch kann man den klassischen Medien, die darüber berichten, noch vertrauen?
Die meisten Befragten haben "weitgehendes" Vertrauen. "Voll und ganz" gaben nur fünf Prozent an. Auffällig ist, dass AfD-Anhänger unter den Befragten mit Abstand das geringste Vertrauen in die Berichterstattung haben. Keiner der Befragten gab "voll und ganz" an, 60 Prozent halten die klassischen Medien eher nicht oder gar nicht für glaubwürdig.
Wie viel Glauben die Befragten den klassischen Medien in Deutschland schenken zeigt diese Abbildung:
Insgesamt ist also noch Vertrauen in die Berichterstattung da, wenn auch unterschiedlich verteilt. Doch wie sieht es mit den politischen Akteuren aus, über die berichtet wird? Hier durften die Befragten Punkte verteilen. 100 bedeutet, das Land ist bei dem entsprechenden Politiker "voll und ganz in guten Händen" und 0, es ist "überhaupt nicht in guten Händen".
Ausgewählte Politiker des Rankings zeigen diese Balken:
Wie ist das Verhältnis zu Ausländern?
Der Ausländeranteil in Deutschland beträgt etwa 10 Prozent. Dennoch haben 41 Prozent der Deutschen das Gefühl, dass in ihrer Gegend viele oder sogar sehr viele Ausländer wohnen. Der "gefühlte" Ausländeranteil ist in Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern deutlich höher (63 Prozent) als etwa in Kleinstädten mit 5 bis 20.000 Einwohnern (32 Prozent).
Doch wie beschreiben die Deutschen das Zusammenleben? Die meisten Befragten gaben an, die Deutschen und Ausländer in ihrer Wohngegend hätten ein normales nachbarschaftliches Verhältnis oder kämen sogar sehr gut miteinander aus.
Wie das Verhältnis von Deutschen zu Ausländern von den Befragten beschrieben wird, stellt dieses Diagramm dar.
Was die Zahl der Ausländer und Flüchtlinge in Deutschland angeht, hat sich die Stimmung in den vergangenen Jahren verändert. Insgesamt glauben nur noch 21 Prozent der Befragten, die Zahl könne noch größer werden. 2016 lag dieser Wert noch bei 35, 2015 bei 44 Prozent. 49 Prozent glauben, keine weiteren Ausländer und Flüchtlinge sollten mehr nach Deutschland kommen und 22 Prozent finden, die Zahl sei bereits zu groß. Extrem unterschiedliche Ansichten teilen dabei freilich die Anhänger unterschiedlicher Parteien.
Sollten mehr Ausländer Deutschland wieder verlassen? Das Diagramm zeigt die Einschätzungen zu dieser Frage:
Viele Ausländer in Deutschland kommen aus muslimischen Ländern. Dementsprechend stellt sich die Frage, wie es mit der Toleranz gegenüber dem Islam aussieht. Vielen Befragten (47 Prozent) macht der Islam keine Angst. Fast genauso viele Menschen (45 Prozent) jedoch fürchten sich vor der Religion. Bei den AfD-Anhängern fühlen sich sogar 89 Prozent vom Islam bedroht. Sollte sich angesichts dieser Zahlen die Toleranz gegenüber Muslimen und dem Islam also ändern? Ja, die meisten Befragten finden, Muslimen und dem Islam werde zu viel Toleranz entgegengebracht.
Folgende Tabelle zeigt, welche Gruppen wie über das Maß an Toleranz gegenüber dem Islam denken:
Bedrohung durch Kriminalität
61 Prozent der Befragten glauben, dass die Kriminalität in Deutschland in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Vor allem in Kleinstädten mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern fühlen sich die Menschen demnach deutlich stärker von Kriminalität bedroht.
Die größten Sorgen machen sich die Befragten dabei darüber, Opfer von Einbrechern oder Dieben zu werden. Gewalt von Ausländern etwa liegt bei den Befürchtungen nicht auf den vorderen Plätzen, das zeigt folgendes Diagramm:
Was die Bekämpfung von Kriminalität angeht, halten die allermeisten Deutschen die Polizei für völlig überfordert. Vor allem im Osten der Republik glauben die Befragten, die Behörden brauchen mehr Unterstützung. Kann die Polizei die Probleme bewältigen?
Für die Umfrage im Auftrag der Mediengruppe RTL hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa 2002 Personen im Zeitraum zwischen dem 21. und dem 29. März 2017 befragt. Die Personen wurden durch ein systematisches Zufallsverfahren ausgewählt.
Quelle: ntv.de, bdk