Sjewjerodonezk unter Beschuss Zivilisten verschanzen sich in Fabrik-Bunker
03.06.2022, 09:36 Uhr
Ein Muster, das sich zu wiederholen scheint: Zuerst verschanzen sich Hunderte Zivilisten im Stahlwerk in Mariupol. Nun versuchen es offenbar auch Zivilisten in Sjewjerodonezk und flüchten in einen Bunker unter einer Fabrik. Allerdings soll das Chemiewerk militärisch weniger bedeutend sein als das Stahlwerk Asowstal.
In der umkämpften Stadt Sjewjerodonezk in der Ostukraine verstecken sich nach übereinstimmenden ukrainischen und russischen Angaben Zivilisten in Bunkern unter einer Chemiefabrik. Die ukrainische Verwaltung des fast an Russland verlorenen Gebiets Luhansk sprach von etwa 800 Menschen in der Fabrik Asot (Stickstoff). "Das sind Einheimische, die gebeten wurden, die Stadt zu verlassen, die sich aber geweigert haben. Auch Kinder sind dort, aber nicht sehr viele", sagte Gouverneur Serhij Hajdaj dem US-Sender CNN.
Trotz des Vorrückens russischer Truppen in der Stadt wird die Fabrik weiter von ukrainischen Soldaten verteidigt. Ein Sprecher der prorussischen Separatisten von Luhansk warf den ukrainischen Bewaffneten vor, die Zivilisten in das Werk gelockt zu haben und sie mit Gewalt am Verlassen zu hindern. Das meldete die Agentur Tass. In der südukrainischen Hafenstadt Mariupol hatten ukrainische Soldaten und Zivilisten wochenlang unter Beschuss in Bunkern unter dem Stahlwerk Asowstal ausgeharrt. Für die russische Seite war die Eroberung des Stahlwerks Mitte Mai ein wichtiger Sieg. Das Chemiewerk sei aus militärischer Sicht aber weniger bedeutsam als Asowstal, sagte Hajdaj nach ukrainischen Presseberichten.
Das ukrainische Militär hält nach eigenen Angaben weiter Stellungen in Sjewjerodonezk. "Im Zentrum von Sjewjerodonezk halten die Kämpfe an", teilt der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht mit. Der Feind beschieße die ukrainischen Stellungen in der Stadt, in den Vororten Boriwsk und Ustyniwka sowie in der Zwillingsstadt Lyssytschansk, die mit Sjewjerodonezk einen Ballungsraum bildet. Zudem berichtete der Generalstab von Luftangriffen auf die Ortschaft Myrna Dolyna und erfolglosen Erstürmungsversuchen der städtischen Siedlungen Metjolkine und Bilohoriwka in unmittelbarer Nähe von Sjewjerodonezk.
Quelle: ntv.de, cls/dpa