Politik

Trump attackiert Bidens Sohn Zweites TV-Duell verläuft hart, aber gesittet

Beim erneuten Zusammentreffen zwischen Donald Trump und Joe Biden bleibt den Zuschauern ein Tiefschlag der Debattenkultur wie beim ersten TV-Duell erspart. Doch der Ton ist scharf: Trump wirft Biden Korruption vor. Der Herausforderer macht den Präsidenten für 220.000 Corona-Tote verantwortlich.

US-Präsident Donald Trump hat in der letzten TV-Debatte vor der Wahl versucht, die Glaubwürdigkeit seines Herausforderers Joe Biden zu untergraben. Er brachte immer wieder Vorwürfe auf, dass Bidens Sohn Hunter zweifelhafte Geschäfte in der Ukraine gemacht habe - und dass Biden, damals Vizepräsident, angeblich davon profitiert habe.

"Joe, sie nennen dich einen korrupten Politiker", sagte der Präsident. "Also tue nicht so, als wärst du ein unschuldiges Baby." Biden beteuerte: "Ich habe niemals in meinem Leben einen Penny von einer ausländischen Quelle angenommen." Auch sein Sohn habe sich nichts zuschulden kommen lassen. Die Debatte hatte zuletzt durch Berichte der konservativen Boulevardzeitung "New York Post" über angebliche E-Mails an Fahrt aufgenommen, die auf einem Laptop von Hunter Biden gefunden worden sein sollen.

Zentrale Themen der Debatte am Donnerstagabend in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee waren der Kampf gegen die Corona-Krise, Hilfen für Unternehmen und Verbraucher, die Gesundheitsversorgung der Amerikaner und Rassismus. Die Debatte verlief deutlich gesitteter als das erste Duell Ende September. Die Kandidaten ließen einander ausreden und folgten weitgehend den Fragen der Moderatorin Kristen Welker. Ihre Missbilligung füreinander drückten sie eher mit einem Grinsen oder einem Kopfschütteln aus.

Nach rund einer Stunde bröckelte allerdings die Geduld des 74-jährigen Präsidenten - er ließ sich mehrfach nicht von der Moderatorin stoppen, wenn sie ihn zur aktuellen Frage zurückbringen oder zum nächsten Thema übergehen wollte. Trump liegt weniger als zwei Wochen vor der Wahl am 3. November in Umfragen hinter Biden. Der Amtsinhaber musste deswegen bei der TV-Debatte punkten. Allerdings war das Fernsehduell alles in allem recht ausgeglichen und hatte keinen klaren Sieger.

Einer Umfrage des Senders CNN zufolge machte Biden einen besseren Eindruck auf die Zuschauer als Amtsinhaber Trump. Demnach sahen 53 Prozent Biden als Sieger, 39 Prozent sahen Trump vorn. Befragt nach ihrem Eindruck, wer die Fragen von Moderatorin Kristen Welker direkt beantwortet habe, nannten 62 Prozent Biden und 31 Prozent Trump. Einen Gleichstand von 49 zu 49 Prozent ergab die Frage, wer in der Debatte die stärkere politische Führungskraft gezeigt habe.

Wer hat Schuld an der Pandemie?

Biden kritisierte den Amtsinhaber scharf für seinen Umgang mit der Corona-Pandemie: "Jeder, der für so viele Tote verantwortlich ist, sollte nicht Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bleiben." Und: "220.000 Amerikaner sind tot", sagte Biden. Trump habe aber immer noch "keinen Plan" für den Kampf gegen die Pandemie, während ein "dunkler Winter" drohe. Trump zeigte sich dagegen erneut optimistisch, dass die USA die Krise bald hinter sich lassen könnten. "Wir kriegen die Kurve", sagte der Republikaner. "Es geht weg."

Trump, der sich selbst infiziert hatte und erkrankt war, betonte auch vor dem Hintergrund wieder steigender Fallzahlen, dass er auf keinen Fall weitere Lockdowns wolle. "Die Medizin darf nicht schlimmer als das Problem selbst sein", sagte der Präsident. Amerika lerne, mit dem Virus zu leben. Der 77-jährige Biden kommentierte scharf: "Die Leute lernen, damit zu sterben!" Auf den Vorwurf, er übernehme keine Verantwortung für die Krise, entgegnete Trump: "Ich übernehme die volle Verantwortung. Es ist nicht meine Schuld, dass es hierhergekommen ist. Es ist nicht Joes Schuld. Es ist Chinas Schuld."

Der bei Schwarzen populäre Biden bekräftigte, dass es in Amerika in den Institutionen verankerten Rassismus gebe. Trump bezeichnete er als den rassistischsten Präsidenten. "Er gießt in jedes einzelne rassistische Feuer Öl." Der Präsident wiederholte seine Behauptung, dass niemand mehr als er für schwarze Amerikaner getan habe - mit Ausnahme von Präsident Abraham Lincoln mit der Abschaffung der Sklaverei. "Ich bin die am wenigsten rassistische Person in diesem Raum", sagte er - direkt neben der Afroamerikanerin Welker.

Trump beschuldigte Biden zudem, in seiner Zeit als Vizepräsident von 2009 bis 2017 keine Fortschritte für das Land erreicht zu haben, unter anderem für Afroamerikaner. "Du hast nichts geschafft", sagte Trump. "Du redest nur und tust nichts."

"Wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler"

Beim Thema Außenpolitik betonte Trump abermals, dass es in seiner Amtszeit entgegen Warnungen seines Vorgängers Barack Obama keinen Krieg mit Nordkorea gegeben habe. Biden entgegnete: "Wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einfiel." Trump hielt ihm vor, in seinen acht Jahren als Vizepräsident eine zu schwache Außenpolitik betrieben zu haben.

Biden reagierte mehrfach mit ungläubigem Lachen, unter anderem als Trump davon sprach, dass Windräder "alle Vögel töten". Der Herausforderer betonte: "Der Klimawandel, die Erderwärmung sind die nächste existenzielle Bedrohung für die Menschheit." Er werde deshalb dem Klimaabkommen von Paris wieder beitreten, aus dem die USA unter Trump ausgetreten waren.

Das erste TV-Duell der beiden Kandidaten Ende September war im Chaos versunken. Vor allem Trump fiel Biden immer wieder ins Wort und ließ ihn nicht ausreden. Biden bezeichnete Trump im Gegenzug unter anderem als "Rassisten", "Lügner", "Putins Welpen" und "den schlechtesten Präsidenten, den Amerika je hatte". Eine ursprünglich für Anfang Oktober geplante zweite Debatte platzte nach der Covid-19-Erkrankung des Präsidenten.

Quelle: ntv.de, ino/shu/dpa/AFP

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