Protest ja, aber nicht so Diese Klimakinder haben sich verrannt
02.11.2022, 15:12 Uhr
Eine Berliner Radfahrerin schwebt nach dem Unfall mit einem Betonmischer in Lebensgefahr. Der Rettungswagen kam verspätet, weil er im Stau stand, den Klimaprotestler ausgelöst hatten.
(Foto: picture alliance/dpa)
In Berlin kommt ein Spezialfahrzeug der Feuerwehr später zu einer schwer verletzten Radfahrerin - der Grund: Er steht im Stau, den Klimaprotestler ausgelöst haben. Der Fall ist extrem und zeigt die Grenzen des Protests auf. Gelten hier noch die Regeln der Demokratie?
Noch viel mehr Klimaschutz zu fordern ist das gute Recht gerade einer jungen Generation, die es noch ziemlich lange auf diesem Planeten aushalten muss. Das bestreitet wohl niemand, wie auch niemand bestreiten kann, dass der Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel langfristig die zentrale Aufgabe der Menschheit ist. Zu verhindern, dass die Erde auch bei uns immer heißer und ganze Teile unbewohnbar werden - das treibt viele Menschen an. Und damit haben sie Recht.
Aber eben nicht das Recht, über alle Grenzen zu gehen. Der Zweck heiligt nicht jedes Mittel. Nicht in einer Demokratie, die den Klimaschutz mehrfach schon massiv beschleunigt hat. Die deutsche Klimabilanz ist bei Weitem nicht so katastrophal, wie die radikalen Klimaschützer glauben machen wollen.
Entscheidend ist darum die grundsätzliche, aber in Wahrheit ganz einfache Frage: Wer sagt, wo es langgeht im Land? Wer entscheidet, was gemacht und was gelassen wird? Eine voll aufgeladene Sturmtruppe, die die Wahrheit gepachtet und die Weisheit mit Löffeln gefressen hat? Bitte nicht.
Nein, die Mehrheit hat das Sagen, und die muss man gewinnen, wenn man ein politisches Ziel erreichen will. So sind die Regeln, und zwar nicht erst seit gestern. Es sind die Regeln, die dieses Land noch durch jede Krise geführt haben. Und darum wüsste man gern: Wenn die Klima-Aktivisten wählen müssten zwischen der Demokratie mit ihren Regeln und einem Klimaschutz, wie sie ihn fordern - was würden sie nehmen, worauf würden sie verzichten? Etwa auf die Demokratie?
Die Klima-Aktivisten bis hin zur Fridays-for-Future-Taktgeberin Luisa Neubauer drücken sich um die Antwort, das ist nicht gut. Stattdessen Autofahrer quasi als Geisel im Stau zu nehmen oder die wertvollsten Bilder der Welt mit Kartoffelbrei zu beschmeißen, führt zu gar nichts. Im Gegenteil: Gerade die Leute, die man zu mehr Klimaschutz bringen will, schütteln nur noch mit dem Kopf.
Und wenn jetzt auch noch Leib und Leben von Unbeteiligten in Gefahr geraten, ist der Bogen endgültig überspannt. Daran ändern auch die Entschuldigungen der Blockierer nichts. Die Berliner Bürgermeisterin Giffey sagt, dass schon 18 Mal Rettungswagen in Staus steckengeblieben sind, die durch Klima-Kleber verursacht wurden. Wollen wir warten, bis es den ersten Toten gibt? Oder eine grüne RAF?
Diese Klima-Aktivisten haben sich verrannt. Sie werden immer radikaler. Daraus wird nichts Gutes.
Quelle: ntv.de