BayernHunderte gedenken der Sendlinger Mordweihnacht

Waakirchen (dpa/lby) - Nach zwei Corona-Jahren haben an Heiligabend erstmals wieder Hunderte Gebirgsschützen gemeinsam an die Sendlinger Mordweihnacht von 1705 erinnert. Vor dem Oberländerdenkmal im oberbayerischen Waakirchen (Landkreis Miesbach) versammelten sich an die 600 Gebirgsschützen in farbenprächtigen Uniformen, um an die Schlacht vor gut 300 Jahren zu erinnern. Die Teilnehmer stammten aus 47 Kompanien zwischen dem Chiemgau und dem Werdenfelser Land.
Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber war als Ehrenmitglied der Gebirgsschützen in Montur dabei. Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU), der den Ministerpräsidenten vertrat, würdigte das Engagement der Gebirgsschützen für das Brauchtum in Oberbayern. Ebenfalls dabei war der bayerische Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sowie weitere Vertreter der Politik in der Region.
Hauptmann Martin Beilhack von der Waakirchner Kompanie sagte, die Gebirgsschützen seien das letzte Überbleibsel der ehemaligen Armee Bayerns. "Wir stehen für unsere Heimat ein." Das gelte heute weniger militärisch als vor allem für Brauchtum und Tradition. Mit den historischen Waffen der Gebirgsschützen, darunter etwa auch Vorderlader, wäre eine Landesverteidigung auch kaum möglich.
Beilhack selbst musste vor Jahren Waffen abgeben, hatte sich aber stets gegen den damaligen Reichsbürgerverdacht verwahrt. Er sei Demokrat, betonte er am Samstag. Er sei voll rehabilitiert. Zu der Frage, ob er die Waffen wiederbekommen habe, äußerte er sich nicht.
1705 hatten sich gut 2500 Bauern und Handwerker gegen die österreichischen Besatzer erhoben. Im heutigen Münchner Stadtteil Sendling kam es an Weihnachten zur blutigen Schlacht; laut Überlieferung starben mehr als 1200 Schützen.