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Rheinland-Pfalz & SaarlandMesserattacke - Wie sicher sind Schulen in Rheinland-Pfalz?

15.12.2025, 04:02 Uhr
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(Foto: Uwe Anspach/dpa)

Eine 17-Jährige soll ihre Lehrerin bedroht haben – der nun beginnende Prozess wirft auch Fragen zur Situation an Schulen im Bundesland auf.

Mainz (dpa/lrs) - Es müssen dramatische Szenen gewesen sein: Eine Schülerin soll mit dem Messer ihre Lehrerin bedroht haben, bevor sie überwältigt wurde. Gut ein halbes Jahr nach dem ernsten Zwischenfall in Ludwigshafen beginnt heute der Prozess gegen die junge Frau. Wirft die damalige akute Gefahrensituation ein Schlaglicht auf die Lage an Schulen in Rheinland-Pfalz?

Worum geht es in dem Prozess?

Die 17-Jährige soll Ende Mai im Lehrerzimmer der Karolina-Burger-Realschule plus mit einem Messer auf eine Lehrerin losgegangen sein, "um diese zu töten", wie das Landgericht Frankenthal mitteilt. Die Frau habe das Messer der Jugendlichen aus der Hand schlagen können. Mithilfe weiterer Lehrkräfte sei die Beschuldigte dann am Boden fixiert worden. Die 17-Jährige soll aufgrund einer Schizophrenie schuldunfähig sein. Es sind weitere Termine bis ins neue Jahr geplant. Der Prozess wegen versuchten Totschlags ist nicht öffentlich.

Warum sorgt der Fall für überregionale Aufmerksamkeit?

Zum einen wegen der massiven Bedrohung. Zum anderen war die Realschule in der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Erst im Oktober kam es dort - wie schon 2018 einmal - zu einem Großeinsatz der Polizei, das Gebäude wurde geräumt und durchsucht. Zeugen hatten eine bewaffnete Person gemeldet, gefunden wurde nichts. Mitte Januar war an der Schule Reizgas versprüht worden, auch ein Böller wurde gezündet. Wiederholt soll es auch zum Drücken des Feueralarms gekommen sein.

Ist die Schule im Stadtteil Mundenheim ein Hotspot?

Für die örtlichen Sicherheitskräfte stellt die Karolina-Burger-Realschule plus "in der Gesamtschau keinen Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit dar". Von 2022 bis 2024 sei es zu 96 Strafanzeigen gekommen. "Im Durchschnitt wurden damit etwa 32 Strafanzeigen jährlich bekannt, also weniger als drei im Monat. Bei rund der Hälfte handelt es sich um Körperverletzungsdelikte."

Sind die Probleme in Ludwigshafen ein regionaler Einzelfall?

Nein. An Schulen in Rheinland-Pfalz ist Gewalt nach Einschätzungen von Schulleiterinnen und Schulleitern ein wachsendes Problem. Das gehe aus einer repräsentativen Befragung hervor, wie der Verband Bildung und Erziehung (VBE) bereits zu Jahresbeginn mitgeteilt hatte. Dazu waren 102 Schulleitungen im Bundesland befragt worden. Demnach kam es innerhalb der vergangenen fünf Jahre an 72 Prozent der Schulen in Rheinland-Pfalz zu psychischen und an 29 Prozent der Schulen zu physischen Gewaltvorfällen gegen Lehrkräfte.

"Der VBE schlägt bereits seit 2020 wegen der Zahlen zur Gewalt an Lehrkräften Alarm", hatte der VBE-Landesvorsitzende Lars Lamowski damals gesagt. "Seitdem ist nichts passiert, um unsere Kolleginnen und Kollegen besser zu schützen." Der Schutz der Lehrkräfte müsse ernst genommen werden.

Was sagt die Landespolitik zum Thema Schulen?

Vor wenigen Tagen machte die Opposition im rheinland-pfälzischen Landtag der Ampel-Regierung schwere Vorwürfe bei der Versorgung der Schulen. CDU-Fraktionschef Gordon Schnieder sprach bei seiner Kritik von Überlastungen der Lehrkräfte, Gewalt, Sprachdefiziten und einer strukturellen Überforderung. Die Landesregierung rede die Probleme klein und benenne sie nicht.

Bildungsminister Sven Teuber (SPD) hielt dagegen. Die Opposition präsentiere keine eigenen und neuen Lösungen. Die Mittel aus dem Sondervermögen der Bundesregierung seien eine einmalige Chance, Schulen weiter voranzubringen. Der Landesregierung gehe es darum, Brücken zu bauen in den Übergängen zwischen den Bildungssystemen.

Hängen Migrationsanteil und innerschulische Probleme zusammen?

Ein solcher Zusammenhang werde von den Beteiligten nicht hergestellt, hatte die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) mitgeteilt. Seitens der Realschulleitung in Ludwigshafen sei in allen Gesprächen explizit darauf hingewiesen worden, "dass dieses Thema keine Ursache für die Probleme an der Schule" sei. Nach der Definition der Kultusministerkonferenz habe der Migrationshintergrund im Schuljahr 2024/2025 bei 86,5 Prozent gelegen. "Der weit überwiegende Teil dieser Kinder hat die deutsche Staatsangehörigkeit."

Wie wurde auf die Zwischenfälle reagiert?

Nach dem jüngsten Vorfall an der Realschule in Ludwigshafen seien in einem Gespräch mit Minister Teuber schulintern verschiedene Maßnahmen ergriffen worden, hatte die ADD mitgeteilt. So sei etwa der Zugang zum Gebäude nur noch über den Haupteingang möglich. "Die Aufsichtsregelungen wurden optimiert, zum Beispiel wurde die Anzahl der aufsichtführenden Lehrkräfte verstärkt, insbesondere in den Pausen und am Haupteingang."

Quelle: dpa

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