BayernInzidenz steigt auf Höchstwert: Debatte um Lockerungen

Die Zahl der Corona-Infektionen steigt in Bayern weiter. Während Gesundheitsämter mit der Meldungsflut ringen und viele Covid-Patienten auf Normalstationen kommen, wird weiter über Lockerungen diskutiert.
Berlin/München (dpa/lby) - Die Corona-Inzidenz in Bayern erreicht immer neue Höchststände. Das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin meldete am Samstag einen Wert von 1741,2, ein Anstieg um 45,6 gegenüber dem Vortag. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche lag damit im Land erneut deutlich über der bundesweiten Zahl von 1388,0.
Die höchste Inzidenz bundesweit meldete das RKI für den Landkreis Fürstenfeldbruck. Dort schnellte der Wert von 3019,1 auf 3720,4 nach oben. Grund waren erneut Nachmeldungen liegengebliebener Fälle. Der Landkreis Dachau lag mit 2549,0 bayernweit an zweiter und bundesweit an vierter Stelle bei den Wochen-Inzidenzen. Den niedrigsten Wert im Freistaat hatte mit 737,6 der Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim.
Trotz der steigenden Zahlen wird weiter über mögliche Öffnungsschritte debattiert. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) unterstützt den von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vorgeschlagenen Stufenplan für Öffnungsschritte, warnt aber vor übertriebenen Erwartungen. Die Pandemie habe gelehrt, "dass wir nicht zu voreilig sein dürfen und wir unsere Situation nicht immer mit anderen Ländern vergleichen können", sagte er der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag).
Die Situation in den Krankenhäusern müsse genau beobachtet werden. Momentan gebe es dort ein stabiles Bild trotz explodierender Infektionszahlen, sagte der Minister. "Wenn wir die gegenwärtige Situation über das Maximum der Infektionszahlen hinweg halten können, ist uns der Weg für weitere Erleichterungen eröffnet."
Der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner warnte ebenfalls in der "Augsburger Allgemeinen" vor schnellen Lockerungsschritten. Man könne über diese zwar jetzt nachdenken, "aber realisieren sollte man sie jetzt noch nicht", sagte der Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing. Bis mindestens April seien hohe Inzidenzen zu erwarten. "Zwar gibt es bei Omikron nicht so schwere Verläufe, aber immerhin sind es trotzdem 0,5 Prozent der Neuinfizierten, die rein statistisch gesehen schwer erkranken."
Auf den bayerischen Intensivstationen macht sich die aktuelle Virus-Welle weiter nur bedingt bemerkbar. Dort wurden am Samstag laut bundesweitem Intensivregister (Stand: 8.05 Uhr) 335 Corona-Patienten behandelt - 3 weniger als am Vortag. Die Werte stagnieren seit fast zwei Wochen. Ähnlich sieht es deutschlandweit aus.
Wendtner betonte, die Auslastung der Intensivbetten sei auch "nicht die ganze Wahrheit". "Denn bei Omikron sind stattdessen im hohen Maße eben die Normalstationen gefordert." Auch dort gebe es begrenzte Kapazitäten.
Im Rampenlicht wegen der bundesweit höchsten Inzidenz steht der Landkreis Fürstenfeldbruck. Laut RKI wurden - Stand Samstag - rund 2000 Fälle neu gemeldet, 939 datierten auf den 3. Februar und 1060 auf den 4. Februar. Erst am Freitag hatte sich die Inzidenz in Fürstenfeldbruck durch Tausende Nachmeldungen über Nacht fast verdreifacht. Zuvor hatte die Inzidenz unter dem bayerischen Durchschnitt gelegen.
"Durch einen technischen Fehler wurden etliche Meldungen zunächst nicht eingerechnet und wurden jetzt auf einen Schlag "nachgemeldet"", schrieb Landrat Thomas Karmasin (CSU) auf Facebook. "Dadurch sieht es so aus, als wären die Infektionen alle innerhalb kürzester Zeit erfolgt, was natürlich die Inzidenz dramatisch erhöht. Die Wahrheit ist: Wir waren vorher nicht besonders gut und sind jetzt nicht besonders schlecht, sondern wir liegen im Trend des Münchner Umlands." Wichtig sei, dass die Klinik derzeit nicht überlastet sei.
Meldeverzögerungen haben bereits mehrfach zu Verzerrungen für einzelne Landkreise geführt - nach oben wie nach unten. Unter anderem der Landkreis Starnberg war davon betroffen gewesen.
Seit Beginn der Pandemie haben sich nach Angaben des RKI im Freistaat fast zwei Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Fast 229.000 der Fälle wurden in den vergangenen sieben Tagen gemeldet. Die Zahl der gemeldeten Todesfälle im Zusammenhang mit Corona seit Beginn der Pandemie stieg um 46 auf 20.627 (Samstag 03.53 Uhr).