Berlin & Brandenburg AfD attackiert Kirchen bei Auftritt in früherem Gotteshaus
25.10.2025, 21:01 Uhr
(Foto: Fabian Sommer/dpa)
Die AfD nutzt für ihren Wahlkampf eine ehemalige Klosterkirche - und übt in drastischen Worten Kritik an den "Amtskirchen". Protestanten stellten sich gegen einen Auftritt der AfD in dem Gemäuer.
Brandenburg an der Havel (dpa/bb) - Die AfD hat bei einem Aufritt im Oberbürgermeisterwahlkampf in Brandenburg an der Havel die Kirchen scharf attackiert. Hintergrund ist auch ein Streit darum, dass die AfD die historische Klosterkirche in der Stadt - mittlerweile ein Veranstaltungsgebäude - für eine Wahlkampf-Veranstaltung am Abend nutzte. Die evangelische Kirche wandte sich dagegen und kritisierte, die AfD verletzte die Menschenwürde.
Der AfD-Landesvorsitzende René Springer sagte am Abend vor Bürgern in der ehemaligen Kirche: "Ich sage euch, diese Kirche ist moralisch bankrott." Die staatliche Finanzierung der "Amtskirchen" müsse eingestellt werden.
Der AfD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Hans-Christoph Berndt, griff die Kirche unter anderem wegen Gottesdiensten für die queere Community und den Umgang mit der Corona-Pandemie an. Er halte die "Amtskirchen" für verdorben. "Ich fürchte, die Amtskirchen haben sich von Gott losgesagt und laufen dem Regenbogenhype hinterher", sagte Berndt.
Protest und Demo gegen AfD
Vor dem Veranstaltungshaus protestierten einige Menschen gegen die AfD, die in Brandenburg vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wird.
Der Evangelische Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg lehnte den Auftritt der AfD in der ehemaligen Kirche in Brandenburg an der Havel ab. "Wir finden es mit der Würde dieser ehemaligen Kirche - die weithin in ihrer Gestalt und ihrem Namen nach noch als Kirche wahrgenommen wird - nicht vereinbar, wenn dort rechtsextreme politische Positionen vertreten werden, welche die Würde von Menschen verletzen, die von unserer Verfassung geschützt sind", teilte der Kirchenkreis mit.
Der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla sagte an die Besucher der Wahlkampf-Veranstaltung: "Ich meine, Sie sind alle Bürger dieser Stadt. Das ist Ihre Kirche." Die Stadtverwaltung hatte argumentiert, sie könne den Termin der AfD im St. Paulikloster nicht stoppen. Bei den Veranstaltungsräumen im Paulikloster handele es sich um eine öffentlich-rechtliche Einrichtung der Stadt.
OB-Wahl am 9. November
Am 9. November wird in der drittgrößten Brandenburger Stadt der Oberbürgermeister oder die Oberbürgermeisterin gewählt. Zur Wahl stehen Axel Brösicke (AfD), Amtsinhaber Steffen Scheller (CDU), Daniel Keip (SPD), die Einzelbewerberinnen Birgit Patz und Julia Zureck sowie Steffen Tepper (Wählergruppe "Der Unabhängige!").
Der AfD-Bürgermeisterkandidat Brösicke sprach bei seinem Wahlkampfauftritt unter anderem von einer "überproportionalen Ausbreitung" von Barbershops, die er ablehne. "Viele trauen sich doch gar nicht mehr in die Innenstadt, weil vor den Barbershops und Dönerläden da eben auch die entsprechende Klientel sitzt (...)." Brösicke sagte: "Das ist einfach auch ein Stadtbild, was ich in dieser Stadt nicht haben will." Die Stadt könne steuern, "welche Läden in der Stadt öffnen und welche nicht".
Quelle: dpa