Berlin & BrandenburgMehr als 2,5 Millionen Berliner dürfen 2026 wählen

Mehr Wahlberechtigte, neue Stimmzettel, mögliche Volksentscheide: Warum der Wahltag 2026 in Berlin alles andere als Routine verspricht – und was der Landeswahlleiter zu möglichen Risiken sagt.
Berlin (dpa/bb) - Berlins Landeswahlleiter Stephan Bröchler sieht für die Abgeordnetenhauswahl im September 2026 einige Herausforderungen und Risiken.
Wie viele Berlinerinnen und Berliner dürfen mitwählen?
Die Landeswahlleitung rechnet mit etwa 2,5 Millionen Wahlberechtigten bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus am 20. September. Bei der Wiederholungswahl im Februar 2023 waren es gut 2,44 Millionen.
Wie kommt die höhere Zahl zustande?
Zum einen dürfen am 20. September zum ersten Mal auch 16- und 17-Jährige bei der Abgeordnetenhauswahl ihre Stimme abgeben. Bröchler weist darauf hin, dass es auch infolge der gestiegenen Zahl der Einbürgerungen mehr Wahlberechtigte gibt. Parallel gibt es außerdem Wahlen zu den Bezirksverordnetenversammlungen, bei der die Zahl der Wahlberechtigten noch etwas höher ist, weil dort auch EU-Staatsbürger mitstimmen dürfen.
Was ist neu bei der Abgeordnetenhauswahl 2026?
Der Stimmzettel für die Abgeordnetenhauswahl wurde überarbeitet. Anders als bisher gibt es wie bei der Bundestagswahl nur noch einen Stimmzettel für die Erststimme und für die Zweitstimme. Und auch farblich sieht er anders aus als bisher - Änderungen bei den Schwarz- und Blautönen sollen durch stärkere Kontraste Sehbehinderten das Lesen erleichtern.
Sind bei der Wahl wieder Pannen zu befürchten?
Bei der Abgeordnetenhauswahl im Herbst 2021 gab es zahlreiche Pannen. Dazu gehörten fehlende oder falsche Stimmzetteln und stundenlange Wartezeiten. Die Wahl musste wiederholt werden. Das ist nach Überzeugung des Landeswahlleiters diesmal nicht zu erwarten. Sollte es zu Fehlern kommen, sollen diese behoben und offen kommuniziert werden, versicherte Bröchler.
Was sind diesmal die Herausforderungen?
Anders als 2021 ist diesmal parallel keine Bundestagswahl. Auch der Berlin Marathon findet nicht am Wahlsonntag statt. Aber am Wahltag könnte auch über zwei Volksentscheide zur Regulierung der Außenwerbung und zur Einschränkung des Autoverkehrs in der Innenstadt abgestimmt werden. Noch steht das nicht fest, weil vorgeschriebenen Unterschriftensammlungen noch ausstehen.
Was könnte das für die Wahl bedeuten?
Sollte es zu den Volksentscheiden kommen, befürchtet Bröchler, dass viele zu spät erst in der Wahlkabine die entsprechenden Infobroschüren lesen und entsprechend deutlich mehr Zeit brauchen. Dann könnte es Warteschlangen in den Wahllokalen geben. Eine Informationskampagne soll rechtzeitig darauf aufmerksam machen.
Was lässt sich gegen lange Wartezeiten tun?
Um solchen Problemen entgegenzuwirken, wurde die Zahl der Wahllokale auf gut 2.550 erhöht. Der Landeswahlleiter hat auch Vereine, Unternehmen, Verbände und Privateigentümer aufgerufen, Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, die barrierefrei und mindestens 50 Quadratmeter groß sind. Erste Rückmeldungen liegen Bröchler zufolge vor. Auch die Zahl der Wahlkabinen soll auf bis zu sechs erhöht werden - jeweils abhängig von der Zahl der Wahlberechtigten in dem betreffenden Wahllokal.
Wie viele Wahlhelfer sind vorgesehen?
Geplant wird mit rund 40.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfern. Bei der Bundestagswahl im Februar waren es in Berlin etwa 36.000. Wahlhelfer erhalten ein sogenanntes Erfrischungsgeld von bis zu 120 Euro je nach der Aufgabe, die sie übernehmen.
Können auch Erstwähler unter 18 Jahren als Wahlhelfer zum Einsatz kommen?
Ja, das ist möglich. Sie können sich sogar bereits melden, wenn sie noch keine 16 Jahre alt sind, aber am Wahltag das 16. Lebensjahr erreicht haben.
Welche Risiken kann es am Wahltag sonst noch geben?
Landeswahlleiter Bröchler weist auf die Gefahr von Cyberangriffen hin. "Wir müssen uns darauf einstellen." Störversuche seien auch aus Russland denkbar, mit dem Ziel die Glaubwürdigkeit demokratischer Wahlen zu erschüttern.