Berlin & BrandenburgNur wenige Menschen lassen offiziell ihr Geschlecht ändern
Wer sein Geschlecht ändern lässt, benötigt meist neue Ausweisdokumente. Oft müssen damit einhergehend auch neue Vornamen eingetragen werden. Solche Verwaltungsakte sind in den Brandenburger Kommunen bisher überschaubar.
Potsdam (dpa/bb) - In Brandenburg haben in den vergangenen Jahren nur sehr wenige Menschen ihr Geschlecht offiziell ändern lassen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter märkischen Kommunen. So wurden etwa in Oranienburg (Oberhavel) in den vergangenen vier Jahren nur fünf Anträge auf Änderung des Geschlechts im Reisepass eingereicht, wie Stadtsprecherin Eike-Kristin Fehlauer berichtet.
Grundlage dafür ist laut der Sprecherin seit 2018 ein Gesetz zur Änderung der in das Geburtenregister einzutragenden Angaben. Es ermögliche auch Menschen, die durch Vorlage eines ärztlichen Attestes nachweisen könnten, dass bei ihnen eine so genannte Variante der Geschlechtsentwicklung vorliegt, die Angaben zu ihrem Geschlecht und auch Vornamen zu ändern. "Diese Änderung erfolgt in Form einer Erklärung vor dem Standesamt und zieht dann natürlich auch eine Änderung des Geburtseintrages mit sich", sagt Fehlauer. Ebenso müsse ein neuer Personalausweis beantragt werden, wenn sich Vornamen ändern, beziehungsweise auch das Geschlecht im Reisepass.
Eine weitere Grundlage für Geschlechts- und Namensänderungen bildet das Transsexuellengesetz von 1980. Um das Geschlecht auf dem Ausweis ändern zu lassen, muss diese Geschlechtsänderung zuvor gerichtlich festgestellt und an die Meldebehörde übermittelt worden sein. In diesen Fällen erhalten die Betroffenen auch neue Geburtsurkunden aus dem Standesamt.
In Prenzlau (Uckermark) sind nach Auskunft von Stadtsprecherin Alexandra Martinot in den vergangenen zwölf Jahren vier Geschlechts- mit Namensänderungen vorgenommen worden. "Es gab eine Änderungen männlich in weiblich und drei Änderungen von weiblich in männlich", sagt die Stadtsprecherin.
In Strausberg (Märkisch-Oderland) werden jährlich eine bis zwei Geschlechts- und Vornamensänderungen registriert, wie Stadtsprecherin Caroline Haitsch-Berg informiert. Anderswo werden solche Vorgänge überhaupt nicht statistisch erfasst, wie etwa in der Landeshauptstadt Potsdam. "Für eine Person, die weder männlich "M", noch weiblich "F" bezeichnet ist, wird in der visuell lesbaren Zone des Reisepasses im Datenfeld Geschlecht ein "X" eingetragen", erläutert Potsdams Stadtsprecherin Juliane Güldner den Vorgang. In der maschinenlesbaren Zone werde "X" durch das Symbol "<" repräsentiert.
Auch die Stadt Bernau (Barnim) führt keine Statistik hinsichtlich der Geschlechtsänderungen. Juliane Ibold vom städtischen Ordnungsamt kann aber zumindest soviel sagen: "Derzeit sind keine Personen mit der Geschlechtsangabe "divers" oder "ohne Angabe" bei uns gemeldet." Die Geschlechtsbezeichnungen spielen auch in Oranienburg keine Rolle, wie Eike-Kristin Fehlauer erklärt.
Die Änderung des Geschlechts im Melderegister ist in der Regel kostenlos. In Prenzlau liegen die Kosten für einen neuen Personalausweis für Bürger unter 24 Jahre bei 22,80 Euro und ansonsten bei 37,00 Euro. Für einen Reisepass werden 37,50 beziehungsweise 60 Euro fällig. "Jeder Bürger kann entscheiden, ob er nur einen Personalausweis, nur einen Reisepass oder beide Dokumente beantragt", sagt Martinot. Man müsse aber über ein gültiges Dokument verfügen.