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HessenHanauer Anschlag: Gedenken und Ruf nach Konsequenzen

19.02.2022, 01:34 Uhr
Fotos-und-Bilder-der-Opfer-des-rassistischen-Anschlags-von-Hanau-2020
(Foto: Arne Dedert/dpa/Archivbild)

Der rassistische Anschlag mit neun Toten in Hanau löste bundesweit Entsetzen aus. Das Gedenken in Hanau und vielen anderen Städten ist auch ein Appell für einen entschiedeneren Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus.

Hanau/Frankfurt (dpa/lhe) - Trauer, Gedenken und Ruf nach Konsequenzen: Am zweiten Jahrestag des rassistischen Anschlags mit neun Toten in Hanau wird an diesem Samstag in zahlreichen Städten in Hessen und anderen Teilen Deutschlands der Opfer gedacht. Zu einer zentralen Gedenkstunde (11.00 Uhr) auf dem Hanauer Hauptfriedhof werden Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) erwartet. Neben Hinterbliebenen sind auch Vertreter von Religionsgemeinschaften unter den rund 100 geladenen Gästen.

Ein 43-jähriger Deutscher hatte am 19. Februar 2020 in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordet. Danach tötete der psychisch kranke Rechtsextremist seine Mutter und nahm sich selbst das Leben. Mit der Aufarbeitung der Tat befasst sich derzeit ein Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags, der insbesondere der Frage nachgeht, ob es vor, während oder nach dem Anschlag zu Behördenversagen kam.

Der Vorsitzende des Ausschusses, Marius Weiß (SPD), dämpfte die Erwartungen an das Gremium. "Wir können nicht alles aufklären", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag) und erklärte zugleich, man werde alles tun, "was möglich ist". Im März werde zunächst ein Experte für Einsatztaktiken das Handeln der Polizei nach dem Anschlag bewerten. Außerdem werde ein Gutachten über den Vater des Täters vorgestellt. Der Attentäter habe seine rassistischen Einstellungen "aus dem Elternhaus mitbekommen", so der SPD-Politiker. Der Untersuchungsausschuss werde noch bis Ende des Jahres arbeiten. Als Ergebnis erwarte er "Handlungsempfehlungen für Behörden zum Umgang mit Opfern rechtsextremistischer Terror-Anschläge". Behörden müssten zudem sensibler gemacht werden für kulturelle und religiöse Hintergründe der Menschen, erklärte Weiß.

Auch in anderen Städten in Hessen und Deutschland wollen Menschen an diesem Samstag die Opfer erinnern und für politische Konsequenzen eintreten. Bundesweit sind mehr als 100 Demonstrationen, Kundgebungen und Aktionen geplant, darunter in Hessen neben Hanau auch in Frankfurt, Wiesbaden, Offenbach und Dietzenbach sowie in Darmstadt, Fulda, Gießen, Marburg, Wetzlar und Wächtersbach. Außerhalb Hessens soll es Veranstaltungen unter anderem in Hamburg, Bremen, Hannover, Leipzig, Magdeburg, Stuttgart und München geben.

Die Linken-Vorsitzende Janine Wissler forderte zum zweiten Jahrestag des Anschlags mehr staatliche Anstrengungen gegen Rassismus. "Strukturellen Rassismus bekämpfen bedeutet, die Polizei und andere Sicherheitsbehörden müssen demokratisiert werden", sagte Wissler der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Extrem rechte Einstellungen, Netzwerke und rassistische Praktiken dort müssten wissenschaftlich untersucht werden. Nötig sei eine unabhängige Beschwerde- und Ermittlungsstelle auf Bundesebene.

Zahlreiche Vertreter von Politik und Interessengruppen verlangten eine lückenlose Aufklärung der Tat und einen entschiedeneren Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus, Hass und Hetze. Auch ein besserer Umgang mit Opfern wurde angemahnt.

"Der rassistische Terroranschlag in Hanau hat unser ganzes Land zutiefst erschüttert. Wir werden Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov nie vergessen", erklärte Faeser. "Wir wollen, dass die Stimmen der Opfer gehört werden. Wir wollen die Familien der Opfer mit mehr Empathie und mit mehr Sensibilität unterstützen - in allen staatlichen Stellen."

Quelle: dpa

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