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HessenLand investiert 30 Millionen Euro in Neubau

30.06.2023, 15:41 Uhr
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(Foto: Uwe Zucchi/dpa)

Für den Neubau des Deutschen Tapetenmuseums in Kassel ist der Grundstein gelegt worden. Rund 30 Millionen Euro investiert das Land Hessen in das Projekt. Kritik daran übt der Steuerzahlerbund.

Kassel (dpa/lhe) - Goldledertapeten aus dem 16. Jahrhundert, Panoramatapeten aus dem 19. Jahrhundert und moderne Designtapeten: Die Sammlung des Deutschen Tapetenmuseums in Kassel mit rund 23.000 Objekten gilt als weltweit einmalig. Am Freitag ist der Grundstein für den Neubau des Museums in der nordhessischen Stadt gelegt worden.

"Das Deutsche Tapetenmuseum ist national und international bekannt als einzigartiges Spezialmuseum für historische Tapeten, das es als bedeutende Zeugnisse ihrer Zeit seit vielen Jahrzehnten sammelt, pflegt und vermittelt", sagte Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn laut Mitteilung in Kassel. Damit sei das Museum seit seiner Gründung vor genau 100 Jahren eine wichtige Anlaufstelle für sowohl Fach- als auch interessierte Privatleute. "Mit dem Museumsneubau würdigt das Land Hessen diese historisch einmalige Sammlung", so Dorn.

Gegründet wurde das Museum 1923 vom Verein Deutsches Tapetenmuseum in Kassel. Seit 1993 ist es in der Trägerschaft des Landes Hessen. In voller Pracht zu sehen war die Ausstellung noch nie. Ein Teil stand bis 2008 im Kasseler Landesmuseum. Das wurde dann saniert, die Exponate wurden wegen der Neubaupläne eingelagert.

Als das Land 2010 den Neubau beschloss, wurden die Kosten mit 11,5 Millionen Euro veranschlagt. Inzwischen belaufen sie sich auf rund 30 Millionen Euro. 2010 seien sie unter anderen Rahmenbedingungen geschätzt worden, begründete eine Sprecherin des Kunst- und Wissenschaftsministeriums die horrende Steigerung. "Zum Beispiel wurde von einem anderen Standort ausgegangen." Darüber hinaus seien die Mehrkosten auf die erheblichen Baupreissteigerungen, Lieferkettenengpässe und die Inflation seit 2010 zurückzuführen.

Auch die Bauzeit verzögerte sich deutlich. Nach aktuellem Planungsstand soll der Rohbau dem Ministerium zufolge Ende 2023 fertig sein, der Innenausbau 2025. Eröffnet werden soll das Deutsche Tapetenmuseum dann voraussichtlich Anfang 2026. Ursprünglich war das bereits Ende 2023 geplant. Die Terminverschiebungen seien unter anderem durch einen Wechsel des Planungsbüros entstanden, so die Sprecherin. "Auch die Pandemie und Lieferengpässe verzögerten den Bau."

Kritik an dem Projekt übt der Bund der Steuerzahler. Er listete den Neubau in seinem "Schwarzbuch 2018/2019" auf. Es fehle eine Prognose zu Besucherzahlen und Eintrittserlösen, monierte der Verein damals wie heute. Angesichts der geplanten Investitionskosten müssten die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler einfach und transparent nachvollziehen können, mit welchen Besucherzahlen, Einnahmen und laufenden Kosten das Land aktuell rechne, erklärte der Vorsitzende des Bundes der Steuerzahler Hessen, Joachim Papendick, anlässlich der Grundsteinlegung. "Nur so lässt sich beurteilen, ob der Neubau angemessen und zu rechtfertigen ist."

Das Museum werde neue Wege beschreiten, für die es noch keine Referenzen gebe, erklärte hingegen die Sprecherin des Ministerium. Erstmals würden historische Raumsituationen in Verbindung mit den Tapeten geschaffen, die den Besucherinnen und Besuchern eine Zeitreise ermöglichten. "Ebenso wenig können die Besucherzahlen aus der früheren Präsentation im Landesmuseum als Referenz herbeigezogen werden, denn hier waren die historischen Tapeten Teil der Gesamtausstellung. Insofern ist keine seriöse Prognose möglich."

Quelle: dpa

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