HessenPolizisten vor Gericht – Mann nach Einsatz im Wachkoma

Nach einem Polizeieinsatz in Kassel fällt ein Mann ins Wachkoma. Zwei Beamte stehen nun wegen Körperverletzung im Amt vor Gericht.
Kassel (dpa/lhe) - Zwei Polizisten stehen am Freitag (9.30 Uhr) wegen Körperverletzung im Amt vor dem Amtsgericht Kassel. Ihnen wird vorgeworfen, während eines Einsatzes einen Mann falsch transportiert zu haben. In der Folge soll er einen Herz-Kreislaufstillstand erlitten haben. Die Beamten sollen das laut Anklage nicht rechtzeitig erkannt und daher umgehende Reanimationsmaßnahmen unterlassen haben. Der Mann fiel in ein Wachkoma.
Laut der Staatsanwaltschaft Kassel hatten Passanten Ende September 2022 einen möglicherweise betrunkenen Menschen auf der Bundesstraße 3 bei Fuldatal (Landkreis Kassel) gemeldet. Die alarmierten Beamten forderten den Mann demnach mehrfach erfolglos auf, die Fahrbahn freiwillig zu verlassen.
Staatsanwaltschaft: Transport verstieß gegen Vorschriften
Schließlich sollen sie ihn unter erheblichem Widerstand am Boden liegend an Händen und Füßen gefesselt und in ihren Streifenwagen gebracht haben. Dort soll der Mann während der Fahrt zur Polizeidienststelle bäuchlings auf dem Boden gelegen haben. Die Staatsanwaltschaft ordnet das als vorschriftswidrig ein.
Aufgrund dieses Transports hätten die Angeklagten nicht bemerkt, dass der hochgradig erregte Mann, der an einer drogeninduzierten Psychose gelitten habe, während der mehrminütigen Fahrt einen plötzlichen Herzstillstand erlitten habe. Erst beim Eintreffen auf der Dienststelle sei festgestellt worden, dass er reanimiert werden müsse.
Hirnschädigung und Wachkoma
Zwar wurde laut Anklage mit den dann eingeleiteten Rettungsmaßnahmen das Leben des Mannes gerettet. Er erlitt demnach jedoch einen hypoxischen Hirnschaden. Bis zu seinem - anderer Ursachen geschuldeten - Tod Ende 2023 befand er sich in der Folge im Wachkoma.
Das Amtsgericht hat für den 12. Dezember einen weiteren Verhandlungstermin anberaumt.