Hessen"Vernunft statt Populismus": Die Grünen im Wahlkampffinale

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Mit hochkarätiger Unterstützung aus der Bundespolitik und einem dringenden Appell gegen Populismus haben die hessischen Grünen ihren Wahlkampfendspurt eingeläutet. Drei Tage vor der Landtagswahl kamen Außenministerin Annalena Baerbock, Vizekanzler Robert Habeck und der Bundesvorsitzende Omid Nouripour am Donnerstagabend zum sogenannten Wahlkampfhöhepunkt nach Frankfurt, wo sie mit tosendem Applaus begrüßt wurden.
Die Grünen stünden für Demokratie und nicht für Hass und Hetze, betonte Nouripour, der in Frankfurt ein Heimspiel hatte. "Wir überzeugen, statt zu übertönen wie es manch andere tun."
Vizekanzler Robert Habeck sprach sich für eine rationale, vernunftbegabte Politik aus. Und: Dass sich andere auf die Grünen bezögen, dass sie diese kritisierten, sei kein Problem, betonte er. Das Problem sei, die Kritik an anderen zum eigenen Geschäftsmodell zu machen, ohne eigene Ideen einzubringen. "Das ist der politische Zustand von sehr vielen unserer politischen Mitbewerber."
Es gehe um Vernunft statt Populismus, unterstrich Ministerpräsidenten-Kandidat Tarek Al-Wazir. Gemeinsam mit der zweiten Spitzenkandidatin Angela Dorn hob er einige Kernthemen des grünen Wahlkampfs hervor, wie etwa eine Bildungsoffensive, der Kampf für Klimaneutralität oder gegen Fachkräftemangel und Wohnungsnot.
Außenministerin Annalena Baerbock sprach sich gegen die Schwarzmalerei in der Gesellschaft aus. Viele Menschen auf der Welt würden uns um unsere Sorgen beneiden, sagte sie. Zudem fand sie klare Worte bei der Migrationsfrage: "Natürlich kann man Pappkameraden aufbauen und uns vorhalten oder anderen vorhalten: "Ihr wollt sie alle ins Land lassen". Aber mein Gott, wer will denn das." Es würden gar nicht alle Leute nach Deutschland kommen. Es gebe viel eher das Problem, dass man um Fachkräfte werben müsse, betonte Baerbock. "Aber natürlich kann nicht jeder nach Deutschland kommen, auch das ist klar. Und deswegen werben wir so sehr für diesen Zweiklang, der eben schon auch immer wieder erwähnt wurde, Humanität und Ordnung."
In Hessen wird am Sonntag (8. Oktober) ein neuer Landtag bestimmt. Bei einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa für die "Bild"-Zeitung lag die mit den Grünen regierende CDU um Ministerpräsident Boris Rhein klar vorne (31 Prozent). Beim Platz zwei zeichnete sich ein Dreikampf zwischen Grünen, SPD und AfD ab - die demnach alle auf 16 Prozent kamen.