Mecklenburg-VorpommernBackhaus findet "richtig", dass LNG-Terminal funktioniert

Dass das Rügener LNG-Terminal nicht wie geplant mit Landstrom läuft, sorgt für Kritik - und ein zusätzliches Genehmigungsverfahren. Ein Terminal-Kritiker hat zuletzt etwas andere Töne angeschlagen.
Sassnitz (dpa/mv) - Nach dem Ende der Einwendungsfrist prüft die zuständige Behörde Bedenken von Privatpersonen, aber auch Umweltverbänden wegen des Betriebs des Rügener LNG-Terminals ohne Landstrom. Dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt (Stalu) Vorpommern liegen 16 Einwendungen vor, wie das zuständige Schweriner Umweltministerium auf Anfrage mitteilte. Die Einwendungsfrist war mit Ablauf des zurückliegenden Montags geendet.
Auf den ersten Blick gehe es bei den Einwendungen vor allem um die fehlende Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung, eine mutmaßliche Erhöhung von Lärmemissionen sowie Kritik an der nicht digital erfolgten Auslegung der Unterlagen.
Laut ursprünglicher Genehmigung sollte das Terminal schon ab Anfang 2025 per Landstrom versorgt werden. Dafür sollte im Hafen Mukran eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (KWK) entstehen. Stattdessen verwendet der Terminalbetreiber Deutsche Regas schiffseigene Aggregate. Dank nachgerüsteter Katalysatoren und Schalldämpfer erzeugten diese sogar weniger Emissionen als die eigentlich geplante Anlage, so die Deutsche Regas.
Backhaus: Übernehmen mit Terminal Verantwortung in Deutschland
Auf seiner Jahrespressekonferenz Anfang Dezember in Schwerin hatte Landesumweltminister Till Backhaus (SPD) seine Position zum Terminal bekräftigt. Von Anfang an habe er gesagt: "Wir werden dieses Terminal nicht proaktiv unterstützen, aber wir sichern dem Unternehmen eine rechtssichere und gerichtsfeste Begleitung zu." In der Vergangenheit kam aus seinem Haus Skepsis mit Blick auf die Gefahr einer Gasmangellage, mit der das Terminal teils begründet wurde.
In der Pressekonferenz verwies Backhaus aber auch auf die aktuellen Füllstände der Gasspeicher in Deutschland. Diese betrugen zuletzt etwas über 60 Prozent und waren schon zu Beginn der Heizperiode vergleichsweise niedrig. Backhaus hatte gesagt, es sei öffentlich bekannt, dass das Rügener Terminal zuletzt von allen deutschen LNG-Terminals am meisten eingespeist habe.
Das Thema Energie sei ein Problem in Deutschland. An den erneuerbaren Energien führe kein Weg vorbei. "Aber wir brauchen vernünftige Übergänge. Deswegen glaube ich auch, dass es richtig ist, dass dieses Terminal, das Einzige, das in Ostdeutschland existiert, funktioniert und wir die Verantwortung in Deutschland mit übernehmen."
Betreiber: Kein Unterschied beim Brennstoff
Laut Deutscher Regas verbrennen die Schiffsaggregate, die statt der KWK-Anlage genutzt werden, in der Regel Gas, das ohnehin durch die Lagerung des verflüssigten Erdgases (LNG) bei einer Temperatur von weniger als 160 Grad Celsius entstehe. Da das LNG nicht aktiv gekühlt werde, werde ein kleiner Teil gasförmig, etwa durch Sonnenwärme, sagte ein Sprecher. Da das Erdgas gasförmig das etwa 600-fache Volumen des verflüssigten Zustandes habe, steige der Druck. Deswegen müsse man dieses sogenannte Boil-off-Gas ohnehin ablassen. Es werde dann zur Stromerzeugung genutzt, aber auch um das LNG, das eingespeist werden soll, zu erhitzen und damit wieder gasförmig zu machen.
Das Stalu bestätigte, dass die Aggregate an Bord Gas zur Stromerzeugung verwenden, verwies aber auf Schallemissionen: "Eine KWK-Anlage verursacht im Vergleich zum Betrieb mit den bordeigenen Stromerzeugern geringe Emissionen tieffrequenten Schalls." Unerheblich sei dabei der Brennstoff. Es gehe vielmehr um "die technische Beschaffenheit und Betriebsweise der Anlage". Mit Blick auf Schallemissionen verwies der Regas-Sprecher auf unabhängige Messungen und die Einhaltung von Grenzwerten.
Abwärme von Edelstahl-Produktion soll genutzt werden
Die ursprünglich geplante KWK-Anlage, die neben Strom ebenfalls Wärme zur Regasifizierung hätte liefern sollen, wäre nach Aussage des Regas-Sprechers auch mit Gas vom Schiff betrieben worden - nur eben an Land. Allerdings sei es schwierig gewesen, eine entsprechende Anlage, die man auch effizient hätte betreiben können, zeitnah zu bekommen. Er verwies etwa auf Unterschiede der Netzfrequenz des Stromnetzes an Bord und an Land.
In der Gesamtschau sei die nun gewählte technische Lösung am besten erschienen. Nichtsdestotrotz erwäge man für die Zukunft auch die Nutzung anderer Energiequellen, etwa Abwärme des finnischen Unternehmens Outokumpu. Die Finnen wollen nach früheren Angaben ab 2026 in Mukran Biokohlenstoff für die Edelstahl-Produktion herstellen. Outokumpu und die Deutsche Regas hatten eine Absichtserklärung zur Abwärmenutzung unterzeichnet.
Keine Änderungsgenehmigung in diesem Jahr mehr
Was die Änderungsgenehmigung angeht, wird es in diesem Jahr keine Entscheidung der Behörde mehr geben, wie das Umweltministerium informierte. Der Weiterbetrieb ohne Landstromanlage sei bis zum Ende des Änderungsgenehmigungsverfahrens, längstens jedoch bis Ende April zugelassen. Eine Einwendung hat nach eigenen Angaben auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eingereicht.
Vor dem Bundesverwaltungsgericht hatte sich jüngst das Stalu mit der Auffassung durchgesetzt, dass eine Änderungsgenehmigung notwendig ist. "Darüber bin ich sehr froh", hatte Backhaus gesagt. Die Deutsche Regas hatte gegen das Verfahren geklagt.