Mecklenburg-Vorpommern IHK sagt Empfang ab, Hansa-Spiel und 10 Covid-19-Fälle
09.03.2020, 11:19 Uhr
Das neuartige Coronavirus greift zunehmend ins öffentliche Leben in Mecklenburg-Vorpommern ein. Nun wird der Jahresempfang der IHK Rostock abgesagt.
Rostock (dpa/mv) - Die Industrie- und Handelskammer in Rostock hat ihren für Dienstag in der Stadthalle der Hansestadt geplanten Jahresempfang abgesagt. Grund dafür sei ein Verdachtsfall auf eine Coronavirus-Infektion im Umfeld von Alt-Bundespräsident Joachim Gauck, teilte die IHK am Montag mit. Daraufhin sei dieser von seiner Zusage zurückgetreten. Gauck war neben Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) und Aida-Chef Felix Eichhorn als Redner eingeladen. Auch angesichts der Unsicherheit in der Bevölkerung wegen des Coronavirus sei es geboten, nunmehr einen alternativen Termin für die rund 700 Gäste zu finden, sagte IHK-Präsident Klaus-Jürgen Strupp.
Trotz der anhaltenden Diskussion um sogenannte Geisterspiele wurde am Montagabend das Heimspiel von Hansa Rostock in der 3. Fußball-Liga gegen Eintracht Braunschweig angepfiffen. Der Verein habe sichergestellt, dass alle Auflagen beispielsweise zur Desinfektion erfüllt werden, hieß es. Hansa Rostock sehe sich in der Pflicht, Vorsorge zu tragen, möchte damit allerdings nicht Verunsicherung und Angst forcieren.
Unterdessen hat sich die Zahl von bestätigten Infektionen mit dem neuen Virus in Mecklenburg-Vorpommern auf zehn erhöht. Zuletzt sei ein Ehepaar aus dem Landkreis Rostock im Alter von 76 beziehungsweise 78 Jahren positiv getestet worden. Nach der Rückkehr aus Ägypten habe eine der beiden Personen Symptome der Erkrankung gezeigt und werde nun in einem Krankenhaus behandelt. Die andere Person befindet sich symptomfrei in häuslicher Isolierung.
In der Landeshauptstadt Schwerin soll ein Coronavirus-Testzentrum eingerichtet werden, um bereits in den kommenden Tagen Ärzte und das Gesundheitsamt zu entlasten. Dorthin sollen Hausärzte dann alle begründeten Verdachtsfälle überweisen, die auf das Covid-19-Virus getestet werden müssen, teilte die Pressestelle der Landeshauptstadt mit. Bisher nehme das Schweriner Gesundheitsamt diese Tests dezentral bei den Betroffenen vor. Seit Wochenbeginn sollen zudem alle Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die seit 2. März von Urlaubs- oder Dienstreisen aus Covid-19-Krisenregionen, von zu Hause aus arbeiten.
Der Landkreis Vorpommern-Greifswald will Veranstaltern eine Richtlinie zum Umgang mit dem Virus an die Hand geben. Gesundheits-, Rechts- und Ordnungsamt würden die Empfehlungen in den kommenden Tagen ausarbeiten, sagte Landrat Michael Sack (CDU) in Greifswald. Veranstalter sollen Hinweise bekommen, wann sie ihre Vorbereitungen einstellen sollten, um nicht unnötig Geld auszugeben.
Am Freitag war das Schlittenhunderennen Baltic Lights auf der Insel Usedom wenige Stunden vor der Eröffnung abgesagt worden. Veranstalter Till Demtrøder, der bis zu 60 000 Besucher erwartet hatte, kritisierte, dass bei Veranstaltungen mit unterschiedlichem Maß gemessen werde. So dürften Fußballspiele stattfinden. Die Auflagen der Gemeinde Heringsdorf für das Schlittenhunderennen seien so hoch gewesen, dass die Organisatoren dem nicht hätten gerecht werden können. Die Gemeinde war vom Kreisgesundheitsamt beraten worden.
Sack sagte: "Ich bin der Meinung, dass die Gemeinde sehr verantwortungsbewusst gehandelt hat." Noch sei Mecklenburg-Vorpommern in der präventiven Phase. Für die Behörden sei es schwer, nicht kleinlich zu sein, aber die Sicherheit zu gewährleisten. Der Unterschied zu anderen Veranstaltungen mit vielen Menschen wie Theatervorstellungen oder Konzerten sei, dass diese nicht einzeln genehmigt werden müssten, Events dagegen schon. Bei großen Hotels, wo ebenfalls mehrere hundert Menschen zusammenkämen, sei im Erkrankungsfall die Nachverfolgung des Virus aufgrund von Namen und Adressen gegeben.
Der Leiter des Krisenstabes des Landkreises, Dietger Wille, verwies auf die Informationshotline des Landkreises. Bis zu zehn Arbeitsplätze seien dafür vorbereitet, fünf seien bisher besetzt. Menschen, die befürchten, sich mit dem Covid-19-Virus angesteckt zu haben, sollten bei ihrem Hausarzt, beim Gesundheitsamt oder bei der Hotline anrufen. Dort erhielten sie weitere Hinweise.