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Mecklenburg-VorpommernKritik an Lohnlücke zwischen Männern und Frauen

06.03.2023, 13:50 Uhr

Mecklenburg-Vorpommern begeht den Internationalen Frauentag am 8. März in diesem Jahr als gesetzlichen Feiertag. Das ist neu. Anders als die Forderungen, die zu diesem Anlass mit Blick auf die in vielen Bereiche ausstehende Gleichstellung der Geschlechter laut werden.

Schwerin (dpa/mv) - Justizministerin Jacqueline Bernhardt (Linke) hat anlässlich des Frauentags am 8. März auf fortbestehende Defizite bei der Gleichstellung der Geschlechter verwiesen. Der 8. März, der in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern erstmals als gesetzlicher Feiertag begangen wird, sei ein Tag zu Ehren aller Frauen. Mit diesem Tag seien aber auch Wille und Anspruch verbunden, Gleichberechtigung und Gleichstellung in allen Lebensbereichen durchzusetzen, sagte die auch für Gleichstellung zuständige Ministerin am Montag in Schwerin. Dies betreffe insbesondere auch die Entlohnung.

"Frauen arbeiten im Gegensatz zu Männern im Jahr 66 Tage länger für das gleiche Lohnniveau. Bis zum 7. März arbeiten Frauen also quasi unentgeltlich, während Männer statistisch gesehen seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden", erklärte Bernhardt unter Hinweis auf die errechnete Lohnlücke zwischen den Geschlechtern. Sie forderte gleichen Lohn für gleiche Arbeit vom ersten Tag an. "Frauen sind noch immer von der vollständigen Gleichstellung mit Männern weit entfernt", konstatierte die Ministerin und kündigte an, dass die Landesregierung ein Leitbild für eine gleichgestellte Gesellschaft vorlegen werde.

Auch DGB Nord-Chefin Laura Pooth kritisierte die Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern. "Deutschland hat mit 18 Prozent einen der größten Gender Pay Gaps in Europa. Ein weiter so hat nicht nur fatale Konsequenzen für viele Frauen, sondern auch für die Wirtschaft", betonte sie. Allerdings räumte sie ein, dass mit 1,05 Euro brutto je Stunde oder sechs Prozent die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in Mecklenburg-Vorpommern im Bundesvergleich am geringsten sei. Bei dem vom Statistischen Bundesamt berechneten umbereinigten Gender Pay Gap werden strukturelle Faktoren wie etwa Unterschiede bei Berufen oder die Qualifikation nicht berücksichtigt.

Pooth sagte, die Stärkung von Frauen am Arbeitsmarkt sei ein wichtiger Hebel gegen den Fachkräftemangel. Dafür müssten aber die Bedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter verbessert werden. Trotz guter Qualifikation könnten viele Frauen aufgrund familiärer Sorgeverpflichtungen nur in Teilzeit arbeiten. In Mecklenburg-Vorpommern treffe das auf fast die Hälfte aller Frauen in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zu. Bei Männern liege die Quote bei 14 Prozent.

Nach Berechnungen des DGB Nord würden allein in Mecklenburg-Vorpommern bei Realisierung der Verlängerungswünsche der Beschäftigten rechnerisch mehr als 20 000 Vollzeitstellen zusätzlich entstehen. "Die Hürden für Frauen am Arbeitsmarkt müssen zügig abgebaut werden. Ansonsten droht der Fachkräftemangel zum Bremsschuh von Wandel und Wohlstand in diesem Land zu werden", warnte Pooth.

Nach Ansicht der AfD-Landtagsabgeordneten Eva Maria Schneider-Gärtner werden Frauen in der Lohngleichheits-Debatte als Arbeitskräfte abgestempelt, ohne deren Bedeutung als fürsorgliche Mutter Rechnung zu tragen. "Eine "Karriere als Mutter" ist nach Ansicht der AfD mindestens gleichwertig zu einer beruflichen Karriere. Ziel muss es unserer Ansicht nach sein, dass eine Mutterschaft keine Schlechterstellung bedeutet, sondern im Gegenteil, etwa mit der Anrechnung von Rentenpunkten oder einem Landeserziehungsgeld, eine finanzielle Wertschätzung erfolgt", erklärte Schneider-Gärtner.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), die für Dienstag zum traditionellen Frauentagsempfang nach Schwerin eingeladen hat, hob hervor, dass der Frauentag in Mecklenburg-Vorpommern zum ersten Mal als gesetzlicher Feiertag begangen werde. "Wir setzen damit ein wichtiges Signal für die Gleichstellung auch über unsere Landesgrenzen hinaus. Gleichzeitig wollen wir darauf aufmerksam machen, dass es noch immer Ungerechtigkeiten gibt, die wir beseitigen müssen: ungleicher Lohn, zu wenige Frauen in Führungspositionen oder die ungleiche Verteilung bei der Familienarbeit. Der Frauentag bleibt mehr als 100 Jahre nach seiner Einführung ein Kampftag", betonte Schwesig.

Zu dem Empfang werden laut Staatskanzlei rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Ehrenamt erwartet. Bei der Veranstaltung wird erneut auch die Frau des Jahres geehrt. Dafür waren 23 Vorschläge aus allen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns eingegangen.

Quelle: dpa

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