Mecklenburg-Vorpommern Zahl der Ausbildungsverträge in MV nimmt wieder zu
04.05.2023, 15:15 Uhr
(Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Illustrati)
Abwanderung und der Geburtenknick nach dem Mauerfall kamen auf dem Ausbildungsmarkt Mecklenburg-Vorpommerns mit großer Verzögerung an. Inzwischen hat sich die Zahl der Schulabgänger auf niedrigem Niveau stabilisiert. Doch verliert die duale Berufsausbildung an Zugkraft.
Gütersloh/Schwerin (dpa/mv) - Entgegen dem Bundestrend ist in Mecklenburg-Vorpommern binnen zehn Jahren die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge gestiegen. Wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Länderbericht "Monitor Ausbildungschancen 2023" im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervorgeht, wurden 2021 im Nordosten 13.600 Ausbildungsverträge unterzeichnet. Das waren 1100 mehr als noch 2011. Der Zuwachs betrug damit etwa 8 Prozent. Bundesweit sank die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 12,5 Prozent.
Die positive Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern geht vor allem auf den rasant gestiegenen Zulauf zur schulischen Ausbildung zurück. Insbesondere für Pflege- und Erziehungsberufe sei das Angebot in den zurückliegenden Jahren deutlich erweitert worden und werde auch gut angenommen, sagte Dieter Dohmen vom beauftragten Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie. In dem Bereich stieg die Zahl der Ausbildungsverträge zwischen 2011 und 2021 von 3650 auf 5700. Auch aus benachbarten Bundesländern würden Jugendliche die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern besuchen.
Im gleichen Zeitraum mussten die Unternehmen einen Rückgang in der dualen Ausbildung von 8900 auf 7900 hinnehmen, erbrachte die Analyse des Instituts im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Als Grund nannte Dohmen die Konkurrenz der schulischen Ausbildung für Berufe, die zwischenzeitlich auch besser bezahlt würden. Zudem würden längst nicht alle Unternehmen auch schon angemessen auf den Fachkräftemangel reagieren. "Manche Schulabgänger müssen zehn Bewerbungen schreiben, bis sie ein Antwort bekommen, und kleine Betriebe werben zu wenig für sich und werden daher oft nicht wahrgenommen", erklärte Dohmen.
Die duale Ausbildung erfolgt in Ausbildungsbetrieb und Berufsschule. Die schulische Berufsausbildung findet überwiegend in der Berufsschule statt, etwa für die Branchen Gesundheit und Erziehung. Angesichts des Fachkräftemangels brauchten beide Ausbildungsbereiche mehr Nachwuchs, betonte Studienautor Dohmen.
Infolge von Abwanderung und Geburtenknick nach dem Mauerfall waren die Schulabsolventenzahlen im Nordosten von 2007 an stark zurückgegangen - von zuvor mehr als 20 000 im Jahr auf rund 12 000. Seit 2011 sind die Zahlen auf deutlich niedrigerem Niveau stabil und steigen wieder langsam an. Laut Dohmen hatte die Corona-Pandemie auf den Ausbildungsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern weit weniger negative Folgen als in den meisten anderen Bundesländern.
Der Studie zufolge ziehen in Mecklenburg-Vorpommern auch Gymnasiasten häufiger eine Berufsausbildung dem Studium vor. Während der Anteil 2021 bundesweit bei 47 Prozent lag, waren es im Nordosten 53 Prozent.
Insgesamt ist die Zahl der Ausbildungsverhältnisse in Deutschland von über 783.000 im Jahr 2011 auf knapp 686.000 im Jahr 2021 gesunken. Dabei zeigten sich regional große Unterschiede. So verzeichneten Niedersachsen, das Saarland und Sachsen-Anhalt jeweils Rückgänge um rund 20 Prozent, Mecklenburg-Vorpommern hingegen legte zu. Allerdings hatte der Nordosten nach dem Mauerfall auch mit den größten Aderlass zu verkraften.
Quelle: dpa