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Niedersachsen & BremenBundeswehrmaschinen zu Evakuierung nach Kabul gestartet

16.08.2021, 15:59 Uhr
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(Foto: Moritz Frankenberg/dpa)

Fotografen und Kamerateams harren die ganze Nacht am Fliegerhorst in Wunstorf aus. Am Morgen startet die erste Maschine zur Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte nach Kabul. Es ist ein gefährlicher Einsatz.

Wunstorf/Berlin (dpa/lni) - Die Mission ist geheim, die Atmosphäre fast gespenstisch. Im Morgengrauen gegen 6.30 Uhr hebt am niedersächsischen Fliegerhorst in Wunstorf (Region Hannover) das erste Transportflugzeug nach Afghanistan ab. Fotografen und Kamerateams harren die ganze Nacht zwischen Maisfeld und Umzäunung aus, offizielle Informationen gibt es zunächst keine.

Weitere Maschinen des Typs A400M der Bundeswehr zur Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte starten am Montagvormittag. Dutzende Soldaten besteigen die Flugzeuge nach Kabul. Nach dpa-Informationen geht ein viertes Flugzeug mit Ziel Taschkent in die Luft. Der Airbus A310 MRTT wird dort als eine Art Allzweck-Flugzeug bereit gehalten.

Fallschirmjäger der Bundeswehr sollen in den Militärtransportern in der afghanischen Hauptstadt ankommen, um deutsche Staatsbürger und einheimische Helfer vor den Kämpfern der militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen. Am selben Tag trifft nach Angaben aus Sicherheitskreisen ein sogenanntes Krisenunterstützungsteam (KuT) aus Experten verschiedener Ministerien in der afghanischen Hauptstadt ein.

Zwei Militärtransporter vom Typ A400M wurden nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aufgehalten, weil sie wegen des Chaos auf dem Flughafen Kabul nicht landen konnten. Sie hingen nach einer Zwischenlandung zunächst aufgetankt im aserbaidschanischen Baku fest. Eine der Maschinen startete dann am Nachmittag von dort nach Kabul, um sich im Luftraum für eine Landung bereitzuhalten, wenn das Flugfeld dafür wieder freigegeben wird.

In der usbekischen Hauptstadt Taschkent soll ein zweites Team eine Drehscheibe ("Hub") für die Rettung von Menschen vor den Islamisten organisieren. Es geht um den bislang wohl größten Evakuierungseinsatz der Bundeswehr - und um einen gefährlichen, wie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) deutlich machte.

Die ersten Angehörigen der deutschen Botschaft in Kabul waren bereits aus Kabul ausgeflogen werden. In der Nacht zu Montag landeten nach dpa-Informationen 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft mit einem US-Flugzeug in Doha im Golfemirat Katar. Neben dem Personal der deutschen Botschaft sollen auch afghanische Ortskräfte, die früher für die Bundeswehr oder Bundesministerien gearbeitet haben oder jetzt noch arbeiten, nach Deutschland gebracht werden. Abgesichert werde die Evakuierung von der Division Schnelle Kräfte (DSK), einer Spezialeinheit der Bundeswehr, die für Evakuierungen ausgebildet ist.

Die Bundeswehr wird ihren Evakuierungseinsatz nach Angaben von Kramp-Karrenbauer so lange wie irgend möglich fortsetzen. Am Ende gehe es darum, dass die Bundeswehr die Luftbrücke gemeinsam mit den internationalen Partnern so lange wie möglich aufrecht erhalten könne, "um so viele Menschen wie möglich herauszuholen", sagte die Ministerin am Montag nach Sitzungen der CDU-Spitzengremien in Berlin. Auf genaue Zahlen bei den zu rettenden Menschen wollte sie sich nicht festlegen.

Es gebe jene Gruppe der Ortskräfte der Bundeswehr, die identifiziert seien, die zum Teil am Flughafen seien und das Land noch nicht verlassen hätten, sagte Kramp-Karrenbauer. Darüber hinaus gebe es auch Listen der anderen Ressorts der Bundesregierung über Ortskräfte sowie das Botschaftspersonal. Zudem gebe es weitere Menschen, die als Unterstützer besonders herausgehoben gewesen seien. Diese Listen würden vor Ort geführt.

Seit dem Morgen würden drei Flugzeuge vom Typ A400M nach beziehungsweise in die Nähe von Kabul verlegt, unterstrich die Ministerin. An diesem Nachmittag sollten weitere Truppentransporte folgen. Die Bundeswehr werde mit einem robusten Mandat "solange es die Möglichkeiten vor Ort zulassen, so viele Menschen wie möglich aus Kabul, aus Afghanistan rausholen. Das ist der Auftrag der Bundeswehr", sagte Kramp-Karrenbauer. Dies hänge extrem von der Unterstützung durch die US-Seite ab.

Von der Bundeswehr eingesetzt werden vor allem Fallschirmjäger der DSK, die die Bundeswehr als Teil der Nationalen Risiko- und Krisenvorsorge für diese Aufgabe bereithält. Die Spezialisten sind in Saarlouis (Saarland) und Seedorf (Niedersachsen) stationiert und gehören allesamt der Luftlandebrigade 1 an. Zudem sind deutsche Militärpolizisten ("Feldjäger") und Bundeswehrsanitäter beteiligt.

© dpa-infocom, dpa:210816-99-855209/5

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