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Niedersachsen & BremenBootsunfall von Barßel mit zwei Toten wird erneut verhandelt

16.08.2021, 02:40 Uhr
Ein-Staatsanwalt-steht-vor-einem-Stapel-Gerichtsakten
(Foto: Christian Charisius/dpa/Symbolbild)

Nach einem Hafenfest in Barßel entschließen sich junge Leute zu einer nächtlichen Spritztour mit zwei Sportbooten. Dabei kommt es zu einer folgenschweren Kollision. Zwei Menschen sterben. Ein Gericht will nun, fünf Jahre später, die Frage klären: Wie kam es zu dem Unfall?

Emden (dpa/lni) - Rund fünf Jahre, nachdem zwei Sportboote mit jungen Leuten auf dem Fluss Barßeler Tief (Kreis Cloppenburg) verunglückten, steht in Emden erneut ein 30 Jahre alter Mann vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Bootsfahrer fahrlässige Tötung, gefährliche Körperverletzung und Trunkenheit vor. Bei dem Unfall im August 2016 waren die beiden Boote mit insgesamt acht Insassen nach dem Besuch des Barßeler Hafenfestes nachts bei einer Spritztour auf dem Gewässer zusammengeprallt. Der andere Bootsfahrer und eine junge Frau kamen dabei ums Leben, alle weiteren Mitfahrer wurden verletzt.

Zum Auftakt am Montag vor dem Amtsgericht in Emden beteuerte der Angeklagte, vor der Kollision mit dem anderen Sportboot nicht zu schnell unterwegs gewesen zu sein. "Ich bin mir sehr sicher, dass wir sehr langsam gefahren sind", sagte der Beschuldigte. Die vorgeschriebenen zehn Kilometer pro Stunde habe er eingehalten. Es sei bis zum Unfall eine "gemütliche Fahrt" gewesen, sagte er. Das andere, ihm entgegenkommende Boot habe er erst kurz vor dem Zusammenprall erblickt und dann eine Kollision nicht mehr verhindern können. Es sei unbeleuchtet und mit Tempo gefahren.

Bei dem Beschuldigten, bei dem anderen Bootsführer und weiteren Mitfahrerinnen und Mitfahrern war auch Alkohol im Spiel. Den Aussagen der jungen Leute zufolge hatten sie sich vor der Spritztour beim Hafenfest getroffen, gefeiert und Alkohol getrunken. Beim Angeklagten wurden später 1,89 Promille Alkohol im Blut gemessen. Dieser hohe Wert habe ihn überrascht, gab der Angeklagte bei seiner Aussage an.

Nachdem sich Gerichte zunächst jahrelang um die Zuständigkeit in dem Verfahren stritten, wurde 2019 erstmals in dem Fall verhandelt. Ein Urteil erging damals aber nicht, da die Verteidigung an der Expertise eines Sachverständigen zweifelte. Das Verfahren wird daher nun neu aufgerollt. Zwei Sachverständige und Zeugen sollen ab Dienstag an vier weiteren Verhandlungstagen gehört werden. Gut zwei Dutzend Interessierte und Nebenkläger verfolgten den Prozessbeginn. Aus Platzgründen hatte das Amtsgericht das Verfahren in einen Saal in der Emder Pumpstation verlegt.

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