Nordrhein-WestfalenBedenkliche Talfahrt: Schalke patzt auch nach Trainerwechsel

Ernüchterung statt Aufbruchstimmung - das Debüt von Trainer Geraerts ist gründlich missraten. Beim 0:3 in Karlsruhe wird deutlich, wie viel Arbeit noch auf den neuen Schalke-Coach wartet.
Karlsruhe (dpa/lnw) - Selbst bei den treuesten Fans war die Geduld aufgebraucht. Aus Verärgerung über den schwachen Auftritt ihres Teams beim 0:3 (0:2) in Karlsruhe stellte der Schalker Anhang schon während der Partie seinen Support ein. Nach dem Schlusspfiff entlud sich der Zorn in einem Pfeifkonzert und leidenschaftlichen Diskussionen mit den Profis.
Alle Hoffnungen, dass der Trainerwechsel für eine schnelle Trendwende sorgen könnte, erwiesen sich als Wunschdenken. Vor allem in der ersten Halbzeit der Partie dürfte es Karel Geraerts klar geworden sein, auf welch schwierige Mission er sich beim kriselnden Revierclub eingelassen hat. Im Anschluss an sein missratenes Debüt verspürte der belgische Fußball-Lehrer wenig Lust auf Schönfärberei: "Ich war sehr enttäuscht. Ich schreie nicht oft, aber heute habe ich es in der Halbzeit getan."
Nach dem kapitalen Fehlstart in die Saison redet beim Bundesliga-Absteiger niemand mehr vom Wiederaufstieg. "Wir sind mit einem anderen Anspruch gestartet, aber den müssen wir jetzt mal ad acta legen. Wir haben hier ganz andere Probleme, sieben Punkte nach zehn Spielen", bekannte Abwehrspieler Timo Baumgartl. Torjäger Terodde pflichtete bei: "Es ist gerade schwer. Trotzdem müssen wir zusammenbleiben."
Die vierte Niederlage in Serie sorgte bei allen Beteiligten für Ernüchterung. Schließlich rangiert der noch zum Saisonstart als Mitfavorit gehandelte Revierclub auf dem drittletzten Platz - mit nun schon fünf Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. "So kann es nicht weitergehen. Das sind Phasen im Fußball, die tun unfassbar weh. Wir müssen schauen, dass wir schleunigst punkten, auch mal einen dreckigen Sieg mitnehmen", klagte Baumgartl und äußerte Verständnis für die Reaktion der Fans: "Das ist absolut gerechtfertigt. Wir haben es wieder mal nicht geschafft, eine Leistung auf den Platz zu bringen. Das tut weh." Ähnlich sah es Geraerts: "Ich kann das total verstehen. Jeder darf erwarten, dass wir mehr investieren."
Lars Stindl (22. Minute) und Igor Matanovic (37.) trafen vor 33.000 Zuschauern für den KSC, der seine Sieglos-Serie beendete und sich wieder etwas von der Abstiegszone absetzte. Zudem unterlief Schalkes Verteidiger Henning Matriciani ein Eigentor (75.). Auch die Umbauarbeiten des neuen Trainers, der die Schalker Startelf auf gleich sieben Positionen verändert und unter anderem Routinier Ralf Fährmann zurück ins Tor beordert hatte, zeigten keine Wirkung. Phasenweise trat sein Team wie ein Absteiger auf. Baumgartl machte auch seinem Frust keinen Hehl: "Es fällt mir ein bisschen schwer, Worte zu finden nach so einem Spiel. Es ist maximal bitter, aber auch maximal verdient."