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Sachsen-AnhaltRaffinerie Leuna: Ende 2022 kein russisches Erdöl mehr

23.03.2022, 11:26 Uhr
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(Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralb)

Leuna (dpa/sa) - Die Total Raffinerie in Leuna will spätestens Ende 2022 ohne russisches Erdöl auskommen. Man wolle danach beispielsweise auf Öl setzen, das über die Ostseeterminals in die Pipelines eingespeist werde, sagte eine Konzernsprecherin am Mittwoch. Das Öl stamme von den "internationalen Märkten". Nähere Angaben machte sie nicht.

Der französische Energieriese Total hat mit Blick auf den Ukraine-Krieg beschlossen, mit Ablauf dieses Jahres kein russisches Erdöl mehr kaufen zu wollen. Es würden keine neuen Verträge mehr geschlossen oder bestehende verlängert, hatte der Konzern am Dienstag mitgeteilt. Ein erster Vertrag, der auch Leuna betrifft, laufe bereits Ende März aus.

Die Raffinerie wird bislang über die "Druschba"-Pipeline direkt mit russischem Öl versorgt. Etwa 12 Millionen Tonnen Rohöl werden nach Konzernangaben jährlich in Leuna zu Mineralölprodukten verarbeitet. Dazu gehören Benzin, Diesel, Heizöl und Flugkraftstoffe und weitere Produkte.

Mit drei Millionen Tonnen produziertem Benzin könne man weitgehend den Bedarf in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen abdecken. "Etwa 1300 Tankstellen im Einzugsbereich der Raffinerie erhalten ihren Nachschub aus Leuna", heißt es auf der Internetseite der Raffinerie. Das heißt, sie bekommen Kraftstoffe wie Benzin und Diesel. Die Raffinerie sei außerdem bundesweit der größte Hersteller von Methanol, einem wichtigen Grundstoff für die chemische Industrie.

Daher sei die Raffinerie für den gesamten Chemiestandort Leuna und weitere Standorte der Branche in Ostdeutschland eine tragende Säule, erklärte ein Sprecher der Infraleuna GmbH. Die Umstellung der Rohöllieferungen von der direkten Pipelineversorgung aus Russland auf eine Versorgung über den Umweg der Ostseehäfen Rostock und Danzig sei sehr herausfordernd. Hintergrund ist, dass Rohöl per Schiff in die Häfen geliefert werden muss, um es dann über das Pipelinesystem der Häfen nach Leuna zu bringen, wie ein Sprecher erklärte.

Ein hundertprozentiger Ersatz der Liefermengen werde nicht möglich sein, sagte der Geschäftsführer der Infraleuna GmbH, Christof Günther. Er forderte den Bund dazu auf, alles zu unternehmen, um die Versorgung des gesamten Chemiestandortes Leuna und anderer Firmen der Branche in Ostdeutschland zu gewährleisten, die über Produktions- und Rohstoffketten von Leuna abhängig sind.

Die heutige Total Energies Raffinerie Mitteldeutschland GmbH wurde nach 1990 auf der grünen Wiese an der Nahtstelle zum Chemiestandort Leuna, der eine mehr als 100-jährige Industriegeschichte hat, gebaut. Sie gilt als Schlüsselinvestition für die Mineralölindustrie und die chemische Produktion in Ostdeutschland und als Kern des Chemiestandorts Leuna.

Die Infraleuna GmbH betreut als Infrastrukturgesellschaft die Ansiedler am gesamten 1300 Hektar großen Industriestandort, bietet für die Firmen vor Ort Dienstleistungen wie Energielieferungen aus dem eigenen Gaskraftwerk an, wirbt weltweit um Investoren. Am Chemiestandort Leuna gibt es 100 Firmen mit 12.000 Beschäftigten.

Quelle: dpa

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