ThüringenBrexit stellt Wirtschaftsbeziehungen auf harte Probe

Erfurt (dpa/th) - Der Brexit stellt die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Thüringen und Großbritannien nach Einschätzung von Minister Wolfgang Tiefensee (SPD) auf eine harte Probe. Das betreffe nicht nur den Handel, sondern auch wechselseitige Unternehmensbeteiligungen, erklärte er am Freitag in Erfurt. Großbritannien ist den Angaben nach der viertwichtigste Export- und zweitwichtigste Importmarkt der Thüringer Wirtschaft. Derzeit gebe es rund 270 Unternehmen im Freistaat, die Waren und Dienstleistungen im Vereinigten Königreich absetzten; das Handelsvolumen betrage rund 1,9 Milliarden Euro.
Mehr als dreieinhalb Jahre nach dem Brexit-Votum der Briten wollte Großbritannien die EU am Freitag um 24.00 Uhr (MEZ) verlassen. Das Land war mehr als 47 Jahre lang Mitglied in der Staatengemeinschaft und ihren Vorgängerorganisationen.
"Das ist ein trauriger Tag für jeden überzeugten Europäer", konstatierte Tiefensee. Es werde nicht leicht innerhalb der Übergangsfrist bis Ende des Jahres ein neues Freihandelsabkommen auszuhandeln. Er mahnte zugleich, dass die EU Lehren aus dem Brexit ziehen müsse. "Die Abläufe innerhalb der EU müssen verbessert, Bürokratie auf ein Minimum zurückgeführt, Entscheidungsprozesse transparenter werden", betonte der Minister. Und es brauche eine verständliche Vision von Europa, die die Menschen überzeuge und begeistere. "Die sehe ich derzeit nicht."