Fußball-WM 2018

Uruguay - unbequem zum Titel? Cavani macht Hoffnung und bereitet Sorgen

Mann des Spiels: Edinson Cavani.

Mann des Spiels: Edinson Cavani.

(Foto: REUTERS)

Uruguay ist nicht die spielstärkste Mannschaft der WM, aber vermutlich die unbequemste. Nach dem Achtelfinalsieg gegen Portugal muss sie gegen die starken Franzosen. Womöglich ohne Sturmstar Edinson Cavani.

Die rechte Wade zwickt. Aber was spielt das schon für eine Rolle in diesem Moment? Edinson Cavani springt, so flink es aufgrund der Verletzung eben geht, von der Bank auf, dreht sich zur Tribüne und reckt die zur Faust geballten Hände in die Luft. Vermutlich wäre der uruguayische Stürmer gerne sofort zu den Kollegen auf den Platz gehumpelt, aber dazu kam er erst einmal nicht, denn ein Mitarbeiter der Fifa zog ihn vor eine Fernsehkamera. "Es rührt mich zutiefst, was hier passiert ist", sagte der 31 Jahre alte Stürmer von Paris Saint-Germain.

Faire Geste: Ronaldo stützt den verletzten Cavani auf dem Weg zu Torauslinie.

Faire Geste: Ronaldo stützt den verletzten Cavani auf dem Weg zu Torauslinie.

(Foto: AP)

Er hat mit seinen beiden Toren nicht nur riesigen Anteil an Uruguays 2:1-Sieg gegen Portugal im Achtelfinale der WM, sondern stellte den großen Superstar Cristiano Ronaldo in den Schatten. Der kann nun früher als geplant seinen Sommerurlaub antreten, die Celeste hingegen entwickelt sich zu einem Geheimfavoriten auf den Titel. Sie ist, und das schien vor Turnierstart sehr unwahrscheinlich, im Viertelfinale gegen Frankreich nicht chancenlos - sofern Cavani mitmachen kann. Dessen Verletzung dürfte derzeit die einzige Sorge von Uruguay sein. Er hatte eine gute Viertelstunde vor dem Spielende "etwas in der Wade gespürt", erzählte er. Als er gemächlich vom Platz humpelte, eilte Ronaldo zu Hilfe und stützte ihn - allerdings nicht als Akt sportlicher Fairness, sondern es steckte vor allem eine gehörige Portion Eigeninteresses dahinter, schließlich lagen die Portugiesen zurück und die Verletzungsunterbrechung kostete wertvolle Minuten.

Ohne Cavani wäre Uruguay gegen Frankreich seines eindrucksvollsten Instruments beraubt. Er ist wie im Achtelfinalduell mit Portugal meist überall auf dem Platz zu finden, selbst in der Defensive hilft er gelegentlich aus. Außerdem ist er oft erste Anspielstation für die langen Bälle aus der Abwehr sowie gefährlicher Freistoß- und Distanzschütze. Er trifft mit links wie rechts, mit dem Kopf und manchmal auch spektakulär im Fallen. "Ich sage immer, ich bin ein Fußball-Arbeiter", findet der tief religiöse Cavani, der kürzlich Zlatan Ibrahimovic als Rekordtorschütze in Paris abgelöst hat.

Suarez und Cavani wechseln sich ab

Luis Suarez hatte im Achtelfinale ausnahmsweise mal nur als Vorbereiter geglänzt und sich am Ende klaglos in den Schatten seines kongenialen Sturmpartners gestellt. Es gibt einige Spekulationen um eine Rivalität zwischen den beiden, tatsächlich harmonieren sie auf dem Platz nicht immer so glänzend, wie sie es gegen Portugal getan haben. Doch eventuell vorhandene Animositäten werden in diesem Turnier wohl zurückgestellt. "Wir machen alles nur für das Team. Es geht hier um Uruguay", sagt Suarez.

Das Sturm-Duo ist der Glanzpunkt der spielerisch eher biederen Celeste. Dass sie aber für jede Mannschaft des Turniers ein unangenehmer Gegner sind, hat ihr Auftritt in Sotschi gezeigt. Uruguay lässt kaum Chancen zu und kassierte durch Pepe im Achtelfinale das erste Gegentor bei dieser WM. Die Innverteidigung mit Kapitän Diego Godin und José Gimenez von Atlético Madrid sind das Herzstück der kompromisslosen Defensive. Sie verlieren nur selten die Kontrolle und damit die Ordnung. Im Mittelfeld agiert der quirlige Lucas Torreira als ständiger Störenfried für das Aufbauspiel des Gegners.

Auch ohne Ball eine Macht

Uruguay legte bisher keinen Wert darauf, Ballbesitz-Statisten zu dominieren. Nur in einem WM-Spiel der letzten drei Turniere, weiß Trainer Oscar Tabarez, habe seine Mannschaft öfters den Ball gehabt als der Gegner. Weil es einen Zusammenhang gebe zwischen viel Ballbesitz und vielen Torchancen, sagt er, "haben wir daran gearbeitet." Wie die Partie gegen Portugal aber beweise, "kannst du dem Gegner auch wehtun, wenn du weniger den Ball hast."

Vermutlich wird Uruguay im Viertelfinale die Ballbesitz-Statistik wieder nicht für sich entscheiden, umso mehr, sagt Tabarez, komme es darauf an, gut zu verteidigen. Während es gegen Portugal genügte, die Räume von Ronaldo, dem Schlüsselspieler des Europameisters, einzuschränken, bekommen es die Südamerikaner gegen Frankreich gleich mit zwei starken Stürmern zu tun, die sind, wie Tabarez feststellt hat, "barbarisch schnell. Gegen sie ist sehr schwer zu spielen." Womöglich wissen sich die unbequemen Uruguayer aber auch gegen Griezmann und Mbappé zu helfen.

Quelle: ntv.de

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