Zollstreit zeigt erste FolgenChina leitet wegen US-Zöllen zunehmend Exporte nach Deutschland um

Der deutsche Außenhandelsverband BGA sieht deutliche Hinweise auf ein Umleiten von eigentlich für den US-Markt bestimmten Waren nach Europa. "Der sprunghafte Anstieg chinesischer Exporte nach Deutschland im Vergleich zum Vorjahr ist kein Zufall", sagte BGA-Präsident Dirk Jandura am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Er sei eine direkte Folge des amerikanischen Zollkrieges unter Präsident Donald Trump. "Was nicht mehr in die USA geht, wird nun verstärkt auf den europäischen Markt umgeleitet", sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA).
Der chinesischen Zollbehörde zufolge brachen die Exporte in die USA im Mai mit 34,5 Prozent so stark ein wie zu Beginn der Corona-Pandemie Anfang 2020 nicht mehr. Dagegen wuchsen die Lieferungen in die Europäische Union um 12,0 Prozent. Laut Statistischem Bundesamt legten die Importe aus China von Januar bis Mai um mehr als zehn Prozent auf 67,5 Milliarden Euro zu. Dem BGA zufolge legen Daten zu Luftfrachtaufkommen und Container-Geschäft der vergangenen Wochen nahe, dass noch deutlich mehr Waren nach Europa kommen könnten.
Wegen hoher US-Zölle ist der Warenwert von chinesischen E-Commerce-Sendungen in die Vereinigten Staaten besonders stark eingebrochen: Nach einer Analyse der Beratungsfirma Aevean fiel er im Mai um 43 Prozent zum Vorjahreszeitraum. "Das ist ein Trend, von dem wir erwarten, dass er sich fortsetzt", sagte Aevean-Geschäftsführer Marco Bloemen zu Reuters. "Für Juni wird mehr E-Commerce mit Ziel Europa erwartet."