Monarchien Leute BelgienEx-Königin Fabiola: Mildtätige Hilfe oder Steuerhinterziehung?
Brüssel (dpa) - Fragil, gebückt über den Gehstock, zuletzt oft im Rollstuhl: Belgiens Ex-Königin Fabiola (84) galt bisher vielen im Lande als Inbegriff von Moral und beispielhafter Integrität. Damit ist es jetzt vorbei.
Brüssel (dpa) - Fragil, gebückt über den Gehstock, zuletzt oft im Rollstuhl: Belgiens Ex-Königin Fabiola (84) galt bisher vielen im Lande als Inbegriff von Moral und beispielhafter Integrität. Damit ist es jetzt vorbei.
Über die alte Frau, zwischen 1960 bis zum Tod ihres Ehemannes König Baudouin im Juli 1993 die erste Dame des politisch anstrengenden Königreichs, rollt gerade ein Tsunami von Kritik, Schelte, Spott und Hohn hinweg.
Noch bevor die Leitartikler der belgischen Zeitungen am Freitag unisono die immerhin schon seit 1990 angekündigte Veränderung der Regeln für die Alimentierung des Königshauses aus Steuermitteln verlangten, hatte sich der der sozialdemokratische Regierungschef Elio Di Rupo zu Wort gemeldet. «Heute und morgen wäre es ethisch inakzeptabel, wenn eine öffentliche Zuwendung für die Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben solchen Zwecken dienen würde, die nichts mit dem öffentlichen Wohl zu tun haben», formulierte er am Donnerstag vor aufgebrachten Abgeordneten:
Es geht um eine Privatstiftung namens «Fons Pereos», die die aus Spanien stammende, streng katholische Fabiola im September gegründet hatte. Als erstes Ziel wird in der Gründungsakte der Stiftung die Unterstützung von Nichten und Neffen des einstigen Königspaares genannt. Wichtige Bedingung: Sie müssen aus «einer ersten, religiös-katholisch geschlossenen Ehe hervorgegangen» sein. Zudem soll die Stiftung das Andenken an König Baudouin fördern und auch mildtätige katholische Werke unterstützen.
«Verletzt» sei Fabiola über die Reaktion auf ihre Stiftung, ließ ihr Rechtsanwalt wissen. Denn kaum war die Stiftung bekanntgeworden, wurde der Greisin, nach wie vor «Königin von Belgien» (nicht mehr wie früher Königin der Belgier) vorgehalten, es gehe einzig und allein darum, ein Millionenvermögen an der belgischen Erbschaftssteuer vorbeizuschleusen. Die nämlich liegt, falls höhere Beträge nicht an engste Familienangehörige gehen, in Größenordnungen zwischen 65 und 80 Prozent.
Dass es aber keine nahen Angehörigen gibt, ist die große Tragik jener schüchternen Doña Fabiola-Fernanda-Maria de las Victorias Antonia-Adelaïda Mora y Aragón, die sich 1960 in den mindestens ebenso stillen jungen König Baudouin verliebte. Kinderlos blieb die Ehe, sieben Fehlgeburten hatte Fabiola, das Land litt mit ihr. Nun gehe es darum, für «bedürftige Neffen» zu sorgen, sagte ihr Anwalt.
Und im Gegensatz zum Eindruck in der Öffentlichkeit werde die Stiftung nicht mit jenem Steuergeld ausgestattet, das die Königin vom Staat bekomme: Jährlich derzeit rund 1,4 Millionen Euro. Es handele sich vielmehr um privates Vermögen der uralten spanischen Adelsfamilie. In einer «persönlichen Erklärung» wandte sich Fabiola an die Belgier: Sie wolle Möbel und Bilder aus altem Familienbesitz verkaufen, um das Geld in die Stiftung einbringen zu können, «weil ich selbst kein eigenes Kind habe».
Quer durch den belgischen Blätterwald rauschte am Freitag die Forderung der Kommentatoren, es müsse Schluss sein damit, dass jährlich rund 14,3 Millionen Euro an «Dotationen» an diverse Mitglieder des Königshauses gezahlt werden. Nur noch Thronfolger, König und Alt-König sollten Steuergeld bekommen. Nötig sei jetzt «eine starke Geste, um die Zweifel zu beseitigen, die unsere Monarchie bedrohen», hieß es in den Blättern der Zeitungsgruppe Sudpresse. Vor allem Astrid und Laurent, die Kinder des jetzigen Königs Albert II., könnten erste Leidtragende sein.