"Realistische Erwartungen" Nahles rechnet mit Besserung auf dem Arbeitsmarkt nicht vor Sommer 2026
01.07.2025, 11:45 Uhr
Die Wirtschaftsflaute macht sich neben der Winterpause auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar.
(Foto: Daniel Löb/dpa)
Die Schwäche des Arbeitsmarktes in Deutschland wird nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit (BA) noch mindestens ein Jahr andauern. Sie rechne mit einer Besserung nicht vor dem Sommer 2026, eher erst im Herbst, sagte BA-Chefin Andrea Nahles. Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Konjunkturbelebung könnten sicher vorher greifen. Auf dem Arbeitsmarkt schlage sich dies aber nur mit Verzögerung nieder.
"Wir sehen seit Ende 2022 eine langsam ansteigende Arbeitslosigkeit", sagte Nahles. "Das ist nicht durchbrochen. Und wir gehen auch davon aus, dass sich das in den nächsten Monaten noch fortsetzt." Die BA werde in der aus Beiträgen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern finanzierten Arbeitslosenversicherung auch im kommenden Jahr ein Darlehen des Bundes benötigen. "Wir rechnen mit einer Liquiditätshilfe auch 2026", sagte Nahles. Im Etatentwurf der Bundesregierung ist für 2025 bereits ein Darlehen von 2,35 Milliarden Euro eingeplant.
Angesichts der schlechten Job-Chancen dämpfte die BA-Chefin Erwartungen in der Bundesregierung, dass durch Reformen im Bürgergeld rasch Milliardensummen eingespart werden könnten. Es sei nicht damit zu rechnen, dass die Kosten kurz- oder auch mittelfristig stark zurückgingen. "Ich plädiere da wirklich für realistische Erwartungen", sagte Nahles. Es bleibe für arbeitslose Menschen sehr schwierig, wieder eine neue Arbeitsstelle zu finden: "So gering waren ihre Chancen auf einen neuen Job nicht einmal während der Corona-Pandemie."
Die BA-Chefin begrüßte die geplanten Reformen wie etwa eine Verschärfung der Leistungskürzungen, wenn Bürgergeldbeziehende Termine nicht einhalten. Zu berücksichtigen seien aber die allgemeine Entwicklung der Arbeitslosigkeit, die sinkende Zahl offener Stellen und die zurückhaltende Bereitschaft der Unternehmen, neue Beschäftigte einzustellen. Zudem seien nur etwa 13 Prozent der Arbeitslosen "sofort vermittlungsfähig".
Quelle: ntv.de, rts