Wirtschaft

"Viagra für Frauen" Addyi erregt die USA

Das ist der Pillenbehälter, der frischen Wind in abertausende US-Schlafzimmer bringen soll: "Addyi" gibt es bislang nur in den USA.

Das ist der Pillenbehälter, der frischen Wind in abertausende US-Schlafzimmer bringen soll: "Addyi" gibt es bislang nur in den USA.

(Foto: AP)

Die Pille für die Frau ist da, und Analysten warten gespannt auf die ersten Absatzzahlen: Sollte der Verkaufsstart im wichtigen US-Markt gelingen, könnte "Addyi" einen umstrittenen Siegeszug rund um die Welt antreten.

In den Vereinigten Staaten hat für das Pharmaunternehmen Sprout Pharmaceuticals der Verkauf des luststeigernden Medikaments Addyi begonnen. Der Preis für das "Viagra für Frauen" liegt für Patientinnen laut "Newsweek" je nach Leistung der Krankenversicherung in einer Spanne zwischen 30 und 75 Dollar (26 bis 66 Euro) pro Monat. Ob ein Verkauf auch in Deutschland angestrebt wird, ist nach Herstellerangaben noch unklar.

Der in Addyi enthaltene Wirkstoff Flibanserin soll Botenstoffe im Gehirn beeinflussen und so bei Frauen den Wunsch nach Sex verstärken. Anders als das Männer-Viagra wirkt das Medikament nicht auf den Körper, sondern über biochemische Zusammenhänge auf psychische Mechanismen  - vergleichbar etwa mit einem Mittel gegen Depressionen. Es ist das erste Medikament, das auf das Lustempfinden der Frau abzielt. Hersteller Sprout bewirbt das Mittel daher auch als "das erste seiner Art" ("the first of her kind").

Das Mittel ist schwer umstritten: Experten kritisieren die vielen Nebenwirkungen wie etwa Schwindel und Übelkeit sowie generell die geringe Wirksamkeit des verschreibungspflichtigen Medikaments. Nur eine von zehn Frauen spürte in Tests ein leicht gesteigertes Verlangen. Fraglich ist unter anderem auch, inwieweit ein schwach ausgeprägtes Lustempfinden überhaupt medikamentös behandlungsbedürftig ist.

Das Mittel muss in Form einer 100-Milligramm-Tablette täglich vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Alkohol sollte über die gesamte Einnahmedauer nicht konsumiert werden, weil die Nebenwirkungen dadurch noch verstärkt werden. Addyi ist verschreibungspflichtig und in den USA nur nach Beratungsgesprächen bei geschulten Ärzten und Apothekern erhältlich. Mit fünf Fragen sollen andere Gründe für sexuelle Unlust wie Stress, die Partnerwahl oder eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden.

Umsatz-Booster für Sprout?

Insbesondere Anbieter Sprout Pharmaceuticals mit Sitz in Raleigh im US-Bundesstaat North Carolina verknüpft mit Addyi große Hoffnungen: Ein erfolgreicher Verkaufsstart könnte Analysten und Investoren als Beleg für künftige Umsätze dienen. Erst nach zwei gescheiterten Anläufen hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA dem Mittel im August die Zulassung für den US-Markt gewährt.

Der deutsche Entwickler Boehringer Ingelheim war 2010 nach dem ersten fehlgeschlagenen Versuch aus dem Projekt ausgestiegen. Laut "New York Times" hatte es bei der Zulassungsbehörde FDA bis zuletzt ablehnende Stimmen gegeben.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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