Dax schließt im MinusAn den Börsen fetzen sich Bullen und Bären

Auf dem Parkett in Frankfurt sieht es erst nach einem rabenschwarzen Tag aus. Der Dax verzeichnet ein heftiges Minus, kann sich zum Ende hin aber noch etwas erholen. Zinsspekulationen in den USA und die vermeintliche KI-Blase sind die bestimmenden Themen.
Gedämpfte Hoffnungen auf rasch sinkende Zinsen in den USA haben Europas Börsen zum Wochenschluss gebremst. Der Dax ging 0,7 Prozent leichter bei 23.876 Punkten aus dem Handel, der EuroStoxx50 verlor 0,9 Prozent.
"An der Börse ist der Kampf zwischen Bullen und Bären jetzt voll entbrannt. Während die Bären die vermeintliche Blase erneut zum Platzen bringen wollen, glauben die Bullen weiter fest an die Gewinnmaschine Künstliche Intelligenz und greifen auf dem Tief vom vergangenen Freitag wieder bei Aktien zu", sagte Christine Romar, die das Europageschäft für CMC Markets verantwortet. Auf Wochensicht gelang dem Dax ein Zuwachs von 1,3 Prozent, dank starker Konzernbilanzen und dem vorläufigen Ende des US-Shutdowns.
Die Nervosität an den Finanzmärkten werde aber wohl erst einmal anhalten, sagte Romar. Umtreiben wird die Investoren die Frage, ob die Fed die Zinsen im Dezember senken wird. Nach restriktiveren Äußerungen von Notenbankern räumten Marktteilnehmer einer geldpolitischen Lockerung geringere Chancen ein. Auf die Goldwaage legen dürften sie deshalb die durch den Regierungsstillstand verzögert eintrudelnden Konjunkturdaten der kommenden Wochen.
Goldpreis sinkt
Im Zuge der Kursverluste an den Aktienmärkten am Freitag rutschte auch der Goldpreis ab. Eine Feinunze Gold verbilligte sich um 1,6 Prozent auf 4102 Dollar. "Gold gerät unter Druck, weil Positionen geschlossen werden, um Nachschussforderungen aufgrund von Kursverlusten an den Aktienmärkten zu erfüllen", sagte Ricardo Evangelista, Analyst bei ActivTrade. Die Risikoscheu der Anleger zeigte sich auch am Kryptomarkt: Die umsatzstärkste Cyber-Devise, der Bitcoin, gab bis zu 4,3 Prozent auf 94.538 Dollar nach und damit auf das tiefste Niveau seit Mai.
Die Sorge vor Lieferausfällen nach einem ukrainischen Drohnenangriff auf ein russisches Ölterminal trieb die Ölpreise an. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent verteuerte sich um 2,2 Prozent auf 64,42 Dollar. Zwei Insidern zufolge hat der Hafen Noworossijsk im russischen Schwarzmeer nach dem Drohnenangriff auf ein Depot die Ölexporte ausgesetzt.
Kurssprung bei Siemens Energy
Bei den Dax-Werten stachen Siemens Energy mit einem Kurssprung von 9,4 Prozent hervor. Der Energietechnikkonzern legte 2025 zu und will erstmals seit vier Jahren wieder eine Dividende zahlen. Größter Verlierer im Leitindex waren Bayer, die um 5,1 Prozent absackten. Bei Finanzwerten zogen Anleger ebenfalls den Stecker. Der europäische Branchenindex verlor 2,5 Prozent.
Im MDax griffen Anleger bei Bechtle zu, was die Titel um 15 Prozent nach oben trieb. Der schwäbische IT-Dienstleister traut sich einen Endspurt zu seinen Jahreszielen zu. Gefragt waren auch die Titel der Lufthansa, die nach der Ankündigung einer Senkung der Ticketsteuer im Luftverkehr um 1,1 Prozent zulegten.
An der Börse in Zürich glänzte Richemont mit einem Gewinn von 5,8 Prozent, der den Luxussektor als einen der wenigen europäischen Sektoren um 0,9 Prozent ins Plus hievte. Der Schweizer Luxusgüterkonzern beschleunigte das Wachstum im Sommerquartal und ließ die großen Branchenrivalen hinter sich.
Spekulationen rund um den britischen Haushalt machen den Aktien an der Londoner Börse zu schaffen. Der Leitindex FTSE rutschte um 1,1 Prozent ab. Finanzministerin Rachel Reeves hat laut der "Financial Times" Pläne verworfen, die Einkommensteuersätze anzuheben. Die Schweizer Börse schloss 0,8 Prozent schwächer, nachdem sich die USA und das Land im Zollstreit geeinigt hatten. Die USA senken ihre Zölle für Einfuhren aus der Schweiz auf das Niveau der Europäischen Union (EU).