Frust statt Reichtum Angestellte sauer auf Finanz-Giganten Ant
02.03.2021, 13:11 Uhr
Dumm gelaufen.
(Foto: imago images/VCG)
Der Plan klang verlockend: Mitarbeiter des chinesischen Fintechs Ant werden mit Aktien bezahlt, um sie beim gigantischen Börsengang zu versilbern. Blöd allerdings, dass die Behörden die Notbremse ziehen. Der Ant-Chef versucht, die Mitarbeiter zu beruhigen.
Der von Chinas Finanzregulierern kurzfristig abgesagte Börsengang des Zahlungsdienstleisters Ant frustriert zahlreiche Mitarbeiter. Der Grund: Viele der mehr als 16.000 Angestellten hatten eine aktienbasierte Vergütung erhalten. Die wollten sie durch den Börsengang zu Geld machen. Doch daraus wird auf absehbare Zeit nichts. Einige von ihnen hatten auf Pump bereits Autos oder Wohnungen gekauft - und stecken nun in Schwierigkeiten.
Angesichts der Wut unter den Mitarbeitern versprach nun der Ant-Chef, dass das Unternehmen letztlich irgendwann an die Börse gehen werde. Der Konzern werde Wege finden, damit die Mitarbeiter einen Teil ihrer Aktien zu Geld machen können.
Allerdings gibt es hierbei zwei wesentliche Probleme. Es ist völlig unklar, wann das Unternehmen an die Börse gehen wird. Und selbst wenn das passieren wird: Der Schritt wird aller Voraussicht nach viel weniger lukrativ als ursprünglich geplant. Der angekündigte gigantisches IPO in Hongkong und Shanghai hätte Ant mit umgerechnet 315 Milliarden Dollar bewertet - das wäre der größte Börsengang der Geschichte. Doch daraus wurde nichts. Im vergangenen November zogen die chinesischen Behörden überraschend die Notbremse. Denn das Rad, dass das Fintech auf dem Kreditmarkt dreht, ist zu groß geworden.
Ant hatte sich stets als Technologiekonzern präsentiert, benahm sich aber zunehmend wie eine Bank - mit den entsprechenden Risiken. Innerhalb von nur einem Jahrzehnt war die Tochter des Online-Giganten Alibaba mit dem in China populären mobilen Bezahldienst Alipay zum größten Fintech-Unternehmen der Welt aufgestiegen. Es bietet heute auch Kredite, Versicherungen und Vermögensverwaltung online an.
Ant muss schrumpfen
Bevor Ant an die Börse darf, wird das Geschäft durch neue Regulierungsvorschriften eingeschränkt. Riskantere Aktivitäten müssen zurückgefahren werden, was Wachstum und Profitabilität wohl beeinträchtigen wird. Das IPO dürfte deshalb ein paar Nummern kleiner ausfallen. Um die Angestellten zu beruhigen, wird Ant deshalb wohl Mitarbeiter-Aktien zurückkaufen. Zu welchem Preis ist allerdings völlig unklar.
Begehrte Ant-Angestellte wechseln bereits zur Konkurrenz. Denn dort lohnen sich die Aktienoptionen. Beim Rivalen Tencent ging der Kurs in den vergangenen vier Monaten um 16 Prozent nach oben, beim E-Commerce-Spezialisten Meituan um 25 Prozent. Und Kuaishou legte seit dem Börsengang im Februar um mehr als 170 Prozent zu.
Quelle: ntv.de, jga/DJ/rts