Künftiger Finanzminister? Anleger atmen nach Nominierung von Bessent auf
25.11.2024, 13:44 Uhr Artikel anhören
Im Falle einer Bestätigung durch den Senat wäre Bessent damit betraut, Trumps Wahlkampfversprechen in die Tat umzusetzen.
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Der Markt nimmt die Nominierung von Hedgefonds-Manager Scott Bessent als Finanzminister positiv auf. Anleger sehen in ihm einen verlässlichen Kandidaten und hoffen auf Stabilität. Der 62-Jährige vertritt laut Analysten moderatere Ansichten als sein Chef in Sachen Handelspolitik.
Mit seiner Nominierung als Finanzminister hat Donald Trump den Hedgefonds-Manager Scott Bessent in eine entscheidende Position zur Überwachung der Wirtschaftsagenda der neuen Regierung gehievt. Unter den Anlegern sorgt das für Risikobereitschaft. "Der Markt sieht in Bessent einen verlässlichen Kandidaten", sagte Stephen Spratt, Stratege bei der Société Générale, was als Erleichterung empfunden werde.
Der US-Dollar zeigt sich derweil mit leichten Abgaben. Der Dollar-Index gibt um 0,6 Prozent nach. "Bessent wird als Gegenpol zu Trumps extremsten wirtschaftlichen Ansichten gesehen", sagt Kathleen Brooks von XTB. Er befürworte weniger Staatsausgaben und werde voraussichtlich einen langsamen und stetigen Ansatz bei potenziell inflationären Handelszöllen befürworten. Dies könnte die Risikostimmung verbessern und die Zuflüsse in den Dollar als sicheren Hafen verringern, so Brooks. Der Rückgang des Dollar dürfte jedoch begrenzt sein, da die US-Wirtschaft outperforme. Der Dollar könnte bis zum Jahresende immer noch mit einer Aufwärtstendenz handeln, und jede Schwäche könnte als Kaufgelegenheit genutzt werden.
Auch der Deutsche-Bank-Volkswirt Jim Reid weist darauf hin, dass Bessent moderatere Ansichten als sein Chef in Sachen Handelspolitik zu vertreten scheine. "Kürzlich wurde er in der Financial Times zitiert, dass Trumps zollpolitische Position nach Verhandlungen mit verschiedenen Ländern geändert werden könnte, und gegenüber CNBC sagte er: 'Ich würde empfehlen, dass die Zölle schrittweise eingeführt werden'", schreibt er in einem Kommentar. Es bleibe allerdings abzuwarten, wie einflussreich seine Ansichten an dieser Front sein werden. "Vor einer Woche hat Elon Musk angedeutet, dass die Ernennung von Bessent eine Enttäuschung wäre, da sie auf ein 'Business-as-usual' hinauslaufen würde. Der Markt wird diesen Charakterzug wahrscheinlich erst einmal mehr zu schätzen wissen", meint Reid.
Im Falle einer Bestätigung durch den Senat wäre Bessent damit betraut, Trumps Wahlkampfversprechen in die Tat umzusetzen - von der Abschaffung der Steuern auf Trinkgelder bis hin zur Einführung von Pauschalzöllen auf US-Importe. Einige Wirtschaftsexperten hatten kritisiert, die Pläne würden zu höheren Preisen für US-Verbraucher führen und den amerikanischen Staatshaushalt belasten.
Zölle als "Eskalation zur De-Eskalation"
Bessent sieht Trumps geplante Zölle hingegen als "einmalige Preisanpassung": Der gleichzeitige Ausbau der US-Ölförderung und die Deregulierung der Wirtschaft würden den Preisdruck ausgleichen, glaubt Hedgefonds-Manager. Er sieht in der schrittweise Einführung von Zöllen eine maximalistische Verhandlungstaktik: "Eskalation zur De-Eskalation", um Zugeständnisse von den Handelspartnern zu erpressen. Zudem vertritt er auch in anderen Fragen eher traditionelle Ansichten und glaubt etwa an einen starken US-Dollar als Leit- und Reservewährung des Welthandels.
Bessent ist Gründer der Investmentfirma Key Square Capital Management. Von 2011 bis 2015 war er Chief Investment Officer bei George Soros' Soros Fund Management. Der 62-Jährige hat sich in den vergangenen Monaten zu einem wichtigen Wirtschaftsberater für Trump und sein Team entwickelt. Er hat Trumps Wirtschaftsvorschläge gegen den Widerstand einiger Wall Street-Anhänger verteidigt, die befürchten, dass die Zusage des designierten Präsidenten, umfassende Zölle zu erheben, Handelskriege auslösen und letztlich zu höheren Preisen für die amerikanischen Verbraucher führen wird.
Quelle: ntv.de, jki/DJ/rts/dpa